Porsche 924 Motorhaube

Die Bastelei fängt an

Der Wagen steht in der Garage, lechzt nach Liebe und ruft nach Aufmerksamkeit. Und der Ruf wird erhört.

Zündung: Check!

Zündkerzenwechsel 924Da der Motor uns ein wenig schlapp vorkam beschlossen wir die gesamte Zündung ab Verteiler zu erneuern: Verteilerkappe, -Finger, Zündkabel und Zündkerzen.

Dabei stellten wir fest, dass irgendetwas in unserem Motorraum gelebt haben muss – jede Menge Nager-Köttel und leere, aufgeknackte Schneckenschalen. Die Kabel sind aber glücklicherweise alle in Ordnung. Wir tippen ja mal auf eine Ratte, weitere Vorschläge werden aber gern angenommen!

Porsche 924 Innenleben

Natürlich wurde auch mal ein Blick in die Bremse geworfen und neue Bremsbacken für die Trommelbremse hinten und ein neuer Bremszylinder bestellt. Ausserdem gönnen wir der Kiste mal einen kompletten Satz neuer Bremsschläuche – kann nicht schaden nach 30 Jahren!

Auch im Innenraum wurde fleißig gebastelt – der Fahrergurt war hin und hätte den nächsten TÜV sicher nicht mehr erlebt. Daher raus damit – bei der Gelegenheit haben wir beschlossen, die ehemals schwarzen Gurte gegen ein paar ROTE zu ersetzen – bei nächster Gelegenheit werden die bestellt :-)

924 Raid LenkradAusserdem haben wir das Lenkrad (ursprünglich war eines aus einem alten VW PASSAT(?!) verbaut gegen ein zeitgemäßes Raid Sportlenkrad getauscht. Greift sich doch auch gleich besser über knapp 10.000 km!

Das nächste Mal tauschen wir die vorderen Achsmanschetten und kümmern uns primär um die Bremse, die Radlager und was sonst noch alles ansteht. Es gibt noch genug zu tun…

924 daheim angekommen

Harte Trennung

Sie wurde es also. Und eines sei an dieser Stelle jedenfalls erwähnt: Marco, der bisherige Besitzer verabschiedete sich mit so viel Wehmut, als ob er tatsächlich seine Frau hätte abgeben müssen.

Heute? Nein, heute geht nicht.

Aber von Anfang an. Nachdem wir uns also entschlossen hatten, dass dieser und kein anderer 924er es werden sollte riefen wir Marco an – und erreichten ihn nicht. Dann erreichten wir ihn endlich, ein Termin wurde vereinbart, Robert wurde krank, also wieder kein Autokauf. Dann erreichten wir Marco wieder nicht. Und wieder. Und wieder. Allmählich kam die Angst auf, er habe es sich anders überlegt und man müsse mit der Suche von vorne beginnen. Aber dann endlich der erlösende Anruf – endlich. Man traf sich alsbald in Marcos Tiefgarage um den Wagen ein letztes Mal zu inspizieren – und zu kaufen.

“Wollt ihr sie etwa gleich mitnehmen?”

“Na klar” – wozu sonst traf man sich noch einmal zum Verhandeln? Na das ginge aber nicht. Er müsse sich erst von dem Auto verabschieden und – zugegebenermaßen – erst seinen ganzen Kram (wir sprechen hier von 15 Jahre alten Turnschuhen, kaputten Vorhängeschlössern, alten T-Shirts und dergleichen) aus dem Auto räumen. Man könne also heute verhandeln – aber verkaufen werde er heute nicht. Ächz. Aber gut. Sei’s drum. Fleißig verhandelt, fairen Preis ausgemacht. Und doch mit leeren Händen und ohne Unterschrift wieder heim gefahren.

Der Puls steigt

Zwei Tage später war es soweit. Nach der Arbeit bei eisigem Wind machte sich Robert auf den Weg zu Marcos Tiefgarage. Marco bat ihn noch kurz in sein Büro zu kommen.

“Wenn Du den nimmst, dann kann ich Dir nicht mehr helfen. Ich nehme sie nicht zurück, du musst dann selbst auf sie aufpassen.”

Robert reagierte mit Skepsis. Eine so eindringliche Warnung vor etwaigen Macken war untypisch – und verhieß in der Regel nichts Gutes. Doch diesmal steckte etwas anderes dahinter. Nachdem versichert wurde, dass man den Wagen pfleglich behandelt und Marco keine weiteren Probleme hätte ging es endlich hinunter. Die beiden stiegen ein, Robert startete (problemlos!) den Motor und ab ging die Fahrt Richtung heimischer Garage/Werkstatt. Währenddessen erzählte Marco aus seinem Leben – und langsam wurde Rob klar, warum Marco ihn so eindringlich gewarnt hatte: Nicht weil er etwas verschweigen wollte, sondern weil er dieses Auto wirklich liebte!

Marco erzählte, es war sein zweites Auto überhaupt, er habe es in den Niederlanden gekauft und sei durch ganz Europa damit gefahren. Er war überall und es hat ihn nie im Stich gelassen. Er lernte darin seine Frau kennen, fuhr mit ihr in Urlaub, Hochzeitsreise, fuhr seine Kinder damit spazieren. Dieses Auto hatte ihn die letzten 25 und damit die prägnantesten Jahre seines Lebens begleitet und es fiel ihm sichtlich schwer sich zu trennen.

Endlich in der Garage angekommen stiegen beide aus. Marco strich dem Wagen nochmal über die Haube und seufzte unüberhörbar.

“Machs gut. Dir wird es hier sicher gutgehen.”

Wahre Männerliebe eben.

 

Porsche 924 BremszylinderP.S.: Auch dem Wagen war die Trennung nicht ganz geheuer. Als wir nach der Unterschrift des Kaufvertrags und Verabschiedung von Marco noch einmal in die Garage gingen hatte “sie” sich wohl aus Aufregung “vollgemacht”: Unter dem Hinterrad war eine große Lache Bremsflüssigkeit. Geplatzter Bremszylinder. Na fängt ja gut an.

 

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Eine fast endlose Suche…

Robert ist stur, wenn es ein Porsche 924 für die Rallye werden soll, dann wird es ein 924er… Ich war skeptisch, altes Auto, Rennwagen und damit unkomfortable für eine lange Reise, wenig Stauraum und eigentlich keine Möglichkeit auch mal gemütlich und sicher im Auto zu schlafen. Aber gut, ab sofort wurden täglich die neuesten Anzeigen der einschlägigen Portale nach einem geeigneten Wagen durchforstet.

Und meine Skepsis stieg. Die meisten Wägen waren als nicht fahrbereit angegeben, die, die in einem technisch passablen Zustand zu sein schienen überstiegen unser Budget bei weitem. Kumpels wurden angeheuert um in ganz Deutschland verstreute Porsche 924 zu begutachten, auch wir selbst stiegen ins Auto um gute vier Stunden unserer Zeit zu vergeuden um einen 924er anzuschauen der laut Händler in „einem technisch guten Zustand ist und nur ein paar kleine Makel an der Karosserie hat die man aber alle mit Smart Repair reparieren könnte“. Der Wagen stand in der Wiese. Die letzten drei Jahre. Die Sitze komplett zerschlissen, die Beifahrertür ließ sich nicht mehr öffnen, aber ans Fahren dieses Wagens wäre eh nicht zu denken gewesen, nur sanftes Drücken führte unter der Heckscheibe schon zu Löchern in der Karosserie, hätte man versucht den Wagen zu bewegen wäre er vermutlich komplett auseinandergebröselt. Nein, so einen Wagen will ich nicht und erst recht nicht für DAS Geld was der Händler gerne gehabt hätte.

P1010060Aber mein Mann wäre nicht mein Mann, wenn ihn das nicht erst recht angespornt hätte, einen guten 924er zu einem guten Preis zu finden. Und promt war es da – ein vielversprechendes Angebot und das auch noch in München! Eingestellt für 2000,- €, Probefahrt möglich. So ganz wollten wir das nicht glauben, aber dann stand er da, an der Straße, mit laufendem Motor und keinen auf den ersten Blick sichtbaren Roststellen! Ich habe Robert den Vortritt gelassen und mich hinten auf einen der Notsitze gefaltet. Mein erster Eindruck: unbequem und laut. Der Motor röhrt, irgendwo klappert was und man spürt jede noch so kleine Unebenheit auf der Straße. So vernichtend fiel auch mein erstes Fazit bei einem kurzen Zwischenstopp an der Tankstelle aus. 8000 km in so einem Ding – no way, danach bin ich taub, habe überall blaue Flecken und bin wahrscheinlich so genervt, dass wir anschließend an Scheidung denken. ;-)

P1010055Aber die Probefahrt nahm seinen Lauf, der aktuelle Halter, ein gutmütiger Italiener mittleren Alters, erzählte von den Reisen die er mit „ihr“ gemacht hat, die Erinnerungen die er mit ihr verbindet – man merkt, er liebt diesen Wagen, hat aber seit geraumer Zeit wegen seiner Familie, seinen Kindern, nicht mehr die Zeit um sich so darum zu kümmern wie es ihr gebührt. Tja, am Ende der Probefahrt war ich es auch – verliebt in diesen kleinen Porsche. Verliebt in das Motorengeräusch, verliebt in die kleinen Macken wie den fleckigen Lack, verliebt in seine Geschichte, aber vor allem in das Fahrgefühl. Letztendlich war ich überzeugt -  „sie“ sollte es werden!

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Porsche 924 Logo

Die Frage nach dem Auto

Nachdem wir also festgestellt hatten, dass ein Triumph Spitfire sicher eine gute – über 8000 Kilometer aber garantiert auch eine sehr mühsame – Entscheidung gewesen wäre, musste schnell etwas neues her. Die Kriterien dafür waren klar:

  1. Allen anderen Teams zum Trotz sollte es eben kein Kombi oder Kleinbus werden. Nein. Dies hier ist eine Rallye. Und die fährt man mit einem Sportwagen. Belindas gutgemeinte Bemühungen, Rob doch von einer großen Lade- und damit verbundenen Liegefläche zu überzeugen stießen auf knallharten Stein: Ein Sportwagen. Basta.
  2. Damit nicht genug. Es sollte ein Sportwagen sein, der sich bereits in einer Rallye oder zumindest Rallye-ähnlichen Umgebung bewährt hatte.
  3. Belinda bestand – zurecht – auf ein festes Dach  zwecks der Witterung und möglichst einfache Technik, um auch an entlegenen Orten schnelle Reparaturen durchführen zu können und kein allzu großes Teileproblem zu haben.
  4. “Last but not least”: Der Wagen darf in der Anschaffung das Budget von 2000,- Euro nicht sprengen, um ihn für 2500 wieder “rallye-fit” zu kriegen.

Uff. Mit diesen Kriterien ausgestattet ging also die Suche los – und konnte aber schnell eingegrenzt werden. Nach der Beschau einiger interessanter Exoten (Autonerds Hände hoch: Wer kennt den Reliant Scimitar!) standen schon bald einige interessante Alternativen zur Auswahl:

Lancia Beta – standardmäßig zu verrostet, aber eindeutige Rallye-Gene

Opel Monza – der große Opel leidet am Image, ist technisch aufgrund der Commodore-Plattform aber einfach und robust

VW Scirocco – Naja. Der war nicht wirklich in der Auswahl, aber günstig zu bekommen ;-)

Porsche 924 – Vielfach bei Rallyes benutzt (Google: Rallye Porsche 924), in der 2.0 Liter Variante sehr viele VW-Ersatzteile, Simple Technik, Sportwagen.

Damit waren die Würfel gefallen. Ein Porsche 924 sollte es werden. “Und die sind ja noch so günstig”, meinte Rob noch. Ja Pustekuchen. Fahrbare (!) Exemplare waren kaum unter 3000 Euro zu finden, und wenn doch stand auf mobile.de gleich was von “Unfall”, “viel Rost” oder besonders beliebt “keine Papiere, aber garantiert meiner”.

Die Suche beginnt…