Archiv der Kategorie: Rallye – Live

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Rallye Tag 16

4:00h morgens. Die Sitze des Porsche eignen sich in hochgeklappter Form nicht wirklich zum Schlafen, aber bei unserem Level an Erschöpfung ging das mit dem Nickerchen sogar hier. Was mich eigentlich geweckt hatte waren Stimmen. Um uns herum. Träge machte ich die Augen auf. Der Schädel brummte und jede Faser meines Körpers schmerzte entweder oder wollte weiterschlafen.Doch um uns herum tigerte eine 4-er Gruppe der wohl örtlichen Dorfjugend in Kapuzenpullis herum, setzte sich dann etwa 20m mit Blick auf unser Auto vor uns und rauchte ein paar Zigaretten. Es war an sich nichts gefährliches, doch die Art und Weise, wie sie da schlichen, wie sie uns beobachteten war ungut. Ich stupste Belinda an. Müde öffnete auch sie die Augen. Bemerkte noch mehr Gestalten um uns herum in der Morgendämmerung. Keine schöne Situation. Vermutlich harmlos. Aber wir wollten nicht das Gegenteil abwarten. Ich knüllte also meinen Schlafsack auf Belindas Schoß, legte den ersten Gang ein und mit einem “Vroommm” sprang der Motor direkt an. Gutes Auto. Keine 30 Sekunden später waren wir wieder mit 90 Sachen auf der Landstraße unterwegs.

Eigentlich war das Ziel immer noch Swinemünde. Auf dem Weg dahin passierten wir jedoch Kolberg und ich habe es mir nicht DSC_0271nehmen lassen, ein paar Meter durch die Stadt und bis an die – bis dato noch gar nicht besuchte – polnische Ostsee zu fahren. Gesagt getan. Belindas Widerstand wurde mit einem “Da können wir uns dann einen Bäcker suchen und ganz gechillt Frühstücken” niedergeschlagen. Eine Dreiviertelstunde später standen wir dann schließlich in Kolberg am Hafen. Die Stadt war … naja, Belinda würde wieder sagen: Polnisch. Es war echt kalt. Da standen wir nun am Hafenbecken. Machten kurz ein Foto. Mittlerweile war es 5:30h morgens. Meine Güte waren wir zerknirscht, diese Nacht hatte es in sich gehabt. Das triste Grau der tief hängenden Wolken passte perfekt zu unserer Laune.

Aber was war das?! Fische!! Im Hafenbecken! Und sie springen aus dem Wasser! Angeln!!!

Belinda war von der Idee gar nicht angetan, um es mal milde auszudrücken. Aber ich kannte da nichts. Ich wollte auf diesem DSC_0274verfluchten Trip noch einen Fisch rausziehen. Basta. Wagen also abgestellt, Angel geholt und angefangen auszuwerfen. Mensch, das gibt es doch nicht, warum beißt denn da nichts?! Wieder eine pritschelnde Schwanzflosse. Köder gleich daneben positioniert, Nichts. Es fängt zu regnen an. Nix da, aufgegeben wird nicht. Die Leine verknotet sich und ich muss gut 10m abschneiden. Kollateralschäden. Aus dem bisschen Regen wird ein Wolkenbruch der mich bis auf die Unterhose abduscht. Nein. Ich mache weiter. Noch 4-5 Würfe. Schließlich, eine gute Stunde später war keine Schwanzflosse mehr zu sehen. Aus der leichten Dämmerung schälte sich der Morgen. Ich war pitschnass, die Hände steifgefroren. Ich musste es eingestehen. Auf diesem Trip werde ich keinen Fisch mehr fangen. Bäm. Das hatte gesessen.

Ich stieg zurück ins Auto auf den Fahrersitz. Belinda hatte noch eine Schlafrunde eingelegt. Vollkommen deprimiert zündetet ich den Wagen, weiter ging es Richtung Swinemünde. Aber davor: Ein Bäcker. Meint Ihr, es gibt in diesem ‘*!!#°! Kolberg einen Bäcker, der um 7h morgens aufhätte? Weil um 9h rennen sie ja alle wie die Lemminge in die Kirche? Nö. Nix. Passanten gefragt. Jetzt? Ne. Nicht vor 8h. Aber auch nicht hier. Nächster Ort. Meine Laune sank ins bodenlose, dieses Polen, fluchte ich, dieses gottver*** Polen!!! Es regnet. Die Beschilderungen stimmen nicht oder fehlen gänzlich. Die Fische wollen nicht beißen. Die Dorfjugend würde uns gerne lynchen. Und, und und… Schließlich durfte ich auf den Beifahrersitz und nach einer weiteren Fluchtirade schlief ich auch ein, während Belinda weiter Richtung Swinemünde pilotierte. Wir waren beide DSC_0286nervlich am Ende an diesem letzten Tag. Ein kleiner Lichtblick ergab sich dann, als wir knapp 20km vor Swinemünde gegen 9h durch einen weiteren Ferienort fuhren. Nicht nur, dass es dort einen Bäcker gab, der geöffnet hatte, wo ich uns erstmal Gebäck holte, gab es ein paar 100 Meter weiter sogar eine Eisdiele, DSC_0284die auch warme Pfannkuchen verkaufte. Perfekt. Direkt mal gehalten, Pfannkuchen besorgt, zurück ins Auto: Ach, was für eine Wohltat. Aus der Thermoschachtel, einem alten Pappkarton, einer Wasserflasche und Alufolie bauten wir dann noch einen Supercharger nach, stellten ihn auf die Motorhaube und fertig war das Beweisfoto für eine weitere Roadbook-Aufgabe: Baue deinen Wagen in ein MadMax-Auto um.

Schließlich ging es weiter. Der Regen goss in Strömen. An ein Tauschen war einfach nicht mehr zu denken, es war wirklich DSC_0293niemand zu sehen, alle versteckten sich in ihren Häusern. Richtig “gut” wurde unsere Laune dann, als wir noch über eine Stunde vertrödelten um mit der Fähre die 200m(!!!) bis nach Swinemünde selbst zu tuckern. Warum baut man da bitte keine Brücke? Hat es euch da drüben etwa ins Hirn geregnet, das mit einer uralten Fähre im Schneckentempo zu lösen? Was’n los mit Euch?! Meine Laune kannte kaum ein Halten mehr. Auch Belindas Laune hatte schon bessere Tage gesehen. Ständig Zicken wir uns wegen Kinderkram an. Ein “Halt die Klappe” war da noch die freundlichste Aufforderung gen Frieden.

Endlich überfuhren wir die Grenze zurück zu Deutschland. Es regnete noch immer und die Straßen waren gestopft voll. Doch endlich durften wir wieder offiziell Autobahn fahren! Also drauf – und gib ihm! 120 – 140 – 160 – erst bei 170 verspürten wir so etwas wie Gnade mit dem brüllenden Motor und Respekt vor Natur (Regen) und Situation (Verkehrsteilnehmer). An etlichen Teams schossen wir vorbei, kurz vor Hamburg noch einmal herrichten und Katzenwäsche. In Hamburg selbst war die erste Station dann nicht das Ziel, sondern der Hauptbahnhof, denn wir mussten ja schließlich die Fotos von unseren Challgenges ausdrucken und in das Roadbook einkleben und am Hauptbahnhof war noch ein Rossmann, der offen hatte. Während Belinda also fix in den Bahnhof sprang parkte ich den Wagen ein paar Meter weiter – und traf ganz unverhofft auf unsere mittlerweile guten Freunde, die ACMEs!! Großes Trara, Wiedersehen, alles gut. Sie fuhren dann schonmal vor bis ins Ziel, man sieht sich ja gleich! Gesagt getan. Ein paar Minuten später kam auch Belinda wieder zurück.

Ob sie denn nun ins Ziel fahren dürfe, immerhin bin ich schon gestartet. Hmpf. Na gut. Fahrerwechsel: Belinda ans Steuer.

Auf dem Weg zum Ziel noch eine kleine Überraschung: Plötzlich, an einer Ampel, stand eine brüllende Person neben dem Beifahrerfenster. Wir waren so fertig, haben uns nicht einmal erschrocken. Doch die Überraschung war dennoch groß: Unsere Freundin Anna, die extra zu unserer Zieleinfahrt gekommen war (oder zumindest dorthin wollte) hatte uns schon auf der Straße gesehen und musste uns direkt mal begrüßen. Cool.

10418318_603688749728498_5265209279554855162_nSchließlich war es soweit: Um kurz nach 16:30h passierten wir die Ziellinie. Unser Wagen hatte durchgehalten. Über 9500 km laut GPS Tracker. Wir hatten überlebt. Trotz -2° am Nordkap beim Zelten. Großes Kino. Großes Wiedersehen mit den anderen Teams. Große Party. Großes Abenteuer.

P.S.: Welche Platzierung wir am Ende haben wissen wir nicht: Es wurden nur die ersten drei genannt, die nach Punkten gewonnen hatten. Aber einen Sieg hatten wir definitiv davongetragen: Tina von den Chasing Elks hatte zu Beginn gewettet, dass wir nicht ohne größere mechanische Panne durchkämen. Ihr Einsatz: Sie isst einen 20140629_205325schönen, dicken Sürströmming wenn wir es doch schaffen. Und ratet mal, was wir an der Party zu ihrem Erschrecken aus unserer Tasche zogen – genau – eine schöne, große, schon aufgeblähte weil weiter vergorene Dose Sürströmming! Aber Hut ab, Tina packte sich zwei Scheiben Brot und würgte den Fisch anstandslos herunter. Wir waren nicht schlecht beeindruckt. Damit auch die Hamburger sich noch eine Weile erfreuen können stellten wir den offenen restlichen Sürströmming auf dem Kiez auf ‘nem Fensterbrett ab und gingen weiter feiern, denn der Abend hatte jetzt erst recht begonnen…

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Rallye Tag 15

Nach einer kurzen Nacht (ca. 4,5h) im Hostel sind wir um 7:30 Uhr schon wieder aufgebrochen um einigermaßen pünktlich zu unserem Termin in Danzig zu erscheinen – auf Frühstück wurde hierbei wie so oft verzichtet…

Für die Strecke, die uns die Rezeptionistin mit 4,5h angegeben hatte, DSC_0170haben wir insgesamt 7h gebraucht. Mit Schuld daran war, dass genau an dem Wochenende die Polen-Rallye stattgefunden hat! Auf dem ersten Streckenabschnitt war nicht nur viel Verkehr aufgrund der Schaulustigen, es sind auch ständig Rallye-Wagen an uns vorbeigedröhnt. Bei einem kurzen Stopp und Plausch mit chilenischen Fahrern, welche auch unserem Wagen hinterhergeschaut haben, fanden wir, dass sich unser Porsche hier nicht zu verstecken braucht. ;-)

Nun aber zu unserer “Mission” und damit verbunden unserem Termin in Danzig: Wie Robert so ist, hat ihn der Ehrgeiz gepackt was die Tausch-Challenge angeht. Sein selbsterklärtes Ziel war es am DSC_0174Ende aus der blauen Büroklammer den ersten Wagen seiner Eltern zu machen, einen Fiat p126, in Polen nur “Maluch” (“Kleiner”) genannt, mit dem seine Eltern mit ihm 1988 um den eisernen Vorhand herum nach Deutschland gefahren sind. Bis vor wenigen Jahren gab es diese Autos auch noch an jeder Ecke und für eine Stange Zigaretten o.ä. zu tauschen. Doch so langsam werden sie rar und damit immer teurer, weil viele mit diesem kleinen Wagen Kindheitserinnerungen verbinden und die Nachfrage steigt. Somit wurde diese Aufgabe wirklich zur Herausforderung und wir haben schon in Finnland angefangen, uns Hilfe zu suchen und damit zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Zum einen die Aufgabe: “komm in die lokalen Medien” zu erfüllen, zum anderen eben dieses Auto zu finden. Wir haben uns also bei Radio Eska in Danzig gemeldet und denen unsere Geschichte erzählt. Ola, Redakteurin und Nachrichtenmoderatorin, war total begeistert von unserer Geschichte und hat fortan hinter jeder Nachrichtensendung unseren Suchaufruf durchgegeben! Leider jedoch ohne Erfolg, so dass wir doch ganz auf uns und Roberts Polnischkenntnisse und sein Verhandlungsgeschick angewiesen waren.

Noch bevor wir in Danzig angekommen waren, haben wir den ersten Maluch auf einem Hof stehen sehen. In dunkelrot, genau wie der an den DSC_0197sich Robert aus seiner Kindheit erinnert. Also gleich runter von der Straße und die beiden Herren bequatscht. Der eine, ca. Mitte 50 ein Bauer mit dreckigen und löchrigen Klamotten und Augen die in völlig unterschiedliche Richtungen geschaut haben, war so begeistert von Belinda, dass er bereit gewesen wäre zu tauschen. Vielleicht hätten wir sogar noch verhindern können, dass Belinda im Gegenzug dafür auf dem Hof bleiben muss. ;-) Der zweite Mann hat allerdings interveniert und gemeint, dass die Wägen mittlerweile richtig was wert sind, und dieser daher nicht rausgerückt würde. Pech gehabt, denn der zweite Mann war ein typischer Gebrauchtwagenhändler, der alte Kisten aufkauft, wieder flott macht und für gutes Geld weitergibt. Dem konnten wir nichts abschwatzen. Er hat allerdings rumtelefoniert und uns eine Telefonnummer gegeben von einem Bekannten von ihm, der Tauschen würde, wenn wir ihm im Gegenzug einen fahrbaren Rasenmäher besorgen würde. Immerhin. Unser Joker für später. Dachten wir.

Aber nun erstmal weiter nach Danzig und Ola kennenlernen, Redakteurin und Moderatorin bei Radio Eska. Super nette junge DSC_0216Frau, die uns stolz “die schönste Stadt Polens” gezeigt und zum Pierogi essen eingeladen hat. Sie fand es ganz toll mit was für einem Willen und welcher Ausdauer wir unser selbsternanntes Ziel verfolgen. Weil ihre Hilfe dabei leider nicht von Erfolg gekrönt war, hat sie uns ein Modellauto und eine ganze Tasche voll Radio-Eska Werbegeschenken geschenkt, Mützen, Kartenspiele, Frisbees etc. und uns herzlich eingeladen, dass wir DSC_0245auch gerne bei ihr übernachten können und sie uns noch mehr von der Stadt zeigt, wenn wir mal wieder in Danzig sind. Diese Einladung haben wir natürlich nur zu gerne für München ausgesprochen! Wir sind froh Ola kennen gelernt zu haben, haben uns gleich auf Anhieb super verstanden. Nach einen Interview mit Robert in unserem Auto (auf polnisch) sind wir dann wieder aufgebrochen um unsere Mission zu erfüllen.

Diese hat uns erneut durch verschiedene, teils nur aus zwei-drei Häusern bestehende Dörfer geführt. Belindas Eindruck von Polen (von Robert bestätigt): landschaftlich total schön, aber die DSC_0231Ortschaften… Wenn sich Danzig als die schönste Stadt Polens bezeichnet, na dann Prost Mahlzeit für die anderen Städte… Danzig war sehr nett mit dem Hafen und der Altstadt, aber jetzt wirklich nichts was einen vom Hocker reißen würde. Irgendwie sieht alles so aus, als wäre da die letzten 30 Jahre Kohle aufgebaut werden und deswegen sind alle Häuser grau in grau und irgendwie dreckig. Davon abgesehen, dass auch der Stil an sich nicht sonderlich geschmackvoll ist.

Aber naja, eines kann man auf jeden Fall sagen, die Menschen sind freundlich und hilfsbereit – wobei hier sicherlich geholfen hat, dass Rob polnisch spricht – mit englisch wären wir wohl nicht weit gekommen. Unser Joker mit dem Rasenmäher entpuppte sich leider als falsche Telefonnummer: Der Mann, der sich am anderen Ende der Leitung meldete wusste von nichts und hat auch keinen Maluch zu verkaufen. Hmpf. Also weiter mit Leuten gequatscht ob irgendjemand jemanden kennt der einen Wagen dieser Sorte zu verkaufen hat und eventuell auch tauschen würde. Fast jeder, den Rob gefragt hat, wusste irgendwas, Telefonnummern wurden getauscht, aber zunächst war nichts konkretes dabei. Eines wurde uns klar: die Zeit wird der entscheidende Faktor sein, morgen müssen wir wieder auf den direktem Weg nach Deutschland und haben keine Zeit für die weitere Suche.

Dann plötzlich eine SMS und ein kurzes Telefonat, ein Freund von einem der netten Menschen mit denen wir vorher gesprochen hatten hat einen Maluch den er für 1200 Zloty (ca. 288 €) verkaufen DSC_0267würde und der unsere Story kennt. Also ab zu einem weißen Fleck auf der Landkarte über kleine Landstraßen und Feldwege zu dem Hof einer kleinen Familie mit einem türkisfarbenen Fiat p126. Technisch gut in Schuss, Alltagsauto, ist also angemeldet und wird regelmäßig beweg. Schweller durchgerostet aber ansonsten eine gute Grundlage. Ganze 2,5 h hat Rob mit ihm gefeilscht, aber er wollte und wollte nicht von seinem Preis abweichen und auch nicht tauschen. Nicht nur das: er wollte unseren Fernseher, die Karaffe, und alles was wir ihm noch so anbaten nicht einmal annehmen – so hätte man zumindest noch “halbwegs” einen Tausch verargumentieren können. Obwohl Rob so verbissen “gekämpft” hatte, lehnte er den Kauf zum jetzigen Zeitpunkt dennoch ab, denn “fair ist fair” und wer Rob kennt, der weiß, dass der Ehrgeiz und der Stolz tiefer sitzen als 288€. Nachdem der Kauf also nicht gemäß den Tauschregeln gewesen wäre (auch wenn der Tausch schließlich dorthin geführt hat), haben wir ihn schweren Herzens nicht mitgenommen. Die Option besteht aber immer noch, dass der nette Polo ihn uns verkaufen würde und vorher noch dafür sorgt, dass die Schweller ausgetauscht werden (in Polen kosten die Ersatzteile nur ca 3 € pro Seite!!) – wir sind zwar noch am Diskutieren was wir mit einem 4. Auto anfangen, aber auch hier kennt ja wohl jeder Rob…

Schließlich brachen wir um 22.30h auf um noch ein bisschen Strecke machen. Erklärtes Ziel war Swinemünde an der polnisch-deutschen Grenze den die ACMEs ebenfalls angesteuert haben. So weit sind wir allerdings nicht gekommen. Belinda war den ganzen Tag gefahren und konnte einfach nicht mehr. Zudem muss In dem Gebiet in dem wir waren im Laufe des Abends ein schlimmes Unwetter gewütet haben. Da sind wird zwar glücklicherweise drum herum gefahren, aber die Spuren haben wir noch voll mitbekommen: Platschender Regen, dicker Nebel, große Äste und gespaltene Bäume auf der Fahrbahn. Zusätzlich zu den üblichen Schlaglöchern und vielen Füchsen (so viele haben wir wohl noch nie in freier Wildbahn gesehen) die dir nachts vors Auto laufen. Bei Rob machte sich inzwischen die totale Erschöpfung breit, Belinda war eh nur noch auf 30% und schaltete in den rein lebenserhaltenden Modus. Da half nur eins: in der nächsten Ortschaft einen Parkplatz suchen und warten bis es wieder hell wird. Gegen 0:30 Uhr haben wir uns schließlich nach 17 Stunden hinterm Lenkrad mit nur einer Mahlzeit am Tag auf einem Kaufland-Parkplatz auf den Sitzen in unsere Schlafsäcke gekuschelt um wenigstens ein paar Stunden die Augen zuzumachen. Morgen würde es weitergehen – möglicherweise lässt sich ja doch noch tauschen…?

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Rallye Tag 14

Der Morgen begann wie immer mit: total verschlafen und dann DSC_0081ausgiebig langsam frühstücken. Während die anderen Team selbst auch kaum in die Gänge kamen absolvierten wir zumindest noch eine Fotochallenge aus dem Roadbook: “Dress up in Suits”. Gegen 13 Uhr kamen wir dann endlich vom Fleck und nahmen uns fest vor, jetzt aber “wirklich mal Strecke zu machen”.

Die erste Strecke des Tages sind wir seit langem wieder im Konvoi DSC_0099gefahren, wobei Belinda die bequeme Rückbank des Volvo des ACME-Racing Teams zum Schlafen und Blog schreiben nutzen durfte, während Niko erst im Porsche mitfahren und dann auch selbst fahren durfte. Durch Riga sind wir nur durchgefahren, es scheint aber eine wirklich schöne Stadt zu sein, die es Wert ist noch einmal besucht zu werden. Tagesaufgabe war am “Hill of Crosses” bei Siauliai in Litauen ein eigenes Kreuz aufzustellen. Wir müssen schon sagen, ein beeindruckender Ort. Mitten im Nirgendwo stehen aufgetürmt auf einem Hügel und diversen Ausläufern drum herum DSC_0128geschätzte 100.000 Kreuze unterschiedlicher Größe und Beschaffenheit. Man spürt förmlich die Wünsche, Bitten und die Dankbarkeit der ganze Menschen die dort ein Kreuz hinterlassen haben. Nachdem es aber leider schon 19 Uhr war, sind wir nicht lange geblieben, haben uns von den anderen beiden Teams verabschiedet, die die Nacht in Kaliningrad bzw. an DSC_0123der Kurischen Nehrung verbringen wollten und haben unseren Weg Richtung Polen fortgesetzt. Jedoch nicht ohne unsere Tauschaufgabe fortzuführen! So mitten auf dem litauischen Land wird es aber schon schwierig mit der Verständigung auf englisch. Aber die Leute sind super freundlich und hilfsbereit und haben uns gleich an ein Haus in der Nachbarschaft verwiesen bei dem aktuell die jeweils 20 jährige Tochter, bzw. Nichte zu Besuch, welche englisch gesprochen haben und vermitteln konnten. Wir haben also unser Anliegen vorgetragen und sofort ging das geschäftige Treiben los.

Nur wenige Minuten später kam eine der jungen Damen zurück und meinte sie hätten was gefunden, aber ob wir nicht ein bisschen Zeit hätten, ihr Tante würde uns gerne auf einen Kaffee einladen.

Auch wenn wir eigentlich keine Zeit hatten – so ein nettes Angebot kann man einfach nicht ausschlagen. Also wurden wir in den schönen Garten geführt und mit der ganze Familie bekannt DSC_0142gemacht. Es wurde Kaffee und Tee gekocht, Kekse auf den Tisch gestellt, Erdbeeren und Kirschen aus dem Garten gepflückt und wir waren völlig baff ob so viel Gastfreundschaft. Wir haben ihnen die ganze Geschichte der Rallye erzählt und sie haben sich förmlich überschlagen und was tolles zum Tausch anzubieten, obwohl sie offensichtlich selbst nicht viel haben. Am Ende sind wir mit einem antiken Mini-Fernseher, einer handgemachten Litauischen Amphore, einem 50 Rubel Schein und einer Flasche selbstgebrannten Litauischen Tequila nach Hause gegangen, zusätzlich zu den frischen Kirschen und dem Sack Salat, den uns die absolut umwerfend nette Familie noch für unterwegs mitgegeben hat! Zurück im Auto meinte Rob:

“Nach dem dämlichen Skandinavien bin ich froh, dass mich “mein” Ostblock nicht enttäuscht. So kenne ich das!”

Leider hatten wir am Ende natürlich jede Menge Zeit verloren, sodass wir, nachdem wir um 21:30 aufgebrochen waren und noch DSC_0144300 km abspulen wollten, nun wirklich Gas geben mussten Richtung polnische Grenze und dafür auch unseren Autobahnjoker verfeuerten. Nachts um 2 dann entschlossen wir und in Augustow in Polen, etwa 75km hinter der Grenze, die Nacht in einem Hostel zu verbringen, da wir am nächsten Tag um 12:30 einen Termin in Danzig hatten und es noch gute 5 Stunden Fahrt bis dahin waren, sodass die Nacht ohnehin kurz werden würde. Was das für ein Termin ist? Das verraten wir Euch noch nicht :-D

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Rallye Tag 13

Nachdem der Abend wieder lang war dauerte es natürlich wieder ewig bis wir losgekommen sind. Wir starteten dann am späten DSC_0003Mittag in Richtung Paldiski wo wir die Tagesaufgabe erfüllen wollten: “Fotografiere deinen Wagen vor einem Radioaktivzeichen”. Der Ort war früher mit zwei Nuklearreaktoren und Atom-U-Booten mit 16.000 Beschäftigten die größte Anlage dieser Art in der Sowjetunion. Heutzutage ist es nur noch ein relativ hässlicher Ort zwischen Häuserblocks und DSC_0062Industriehafen. Nachdem wir zunächst schon fast eine Stunde in dem Ort rumgegurkt sind auf der Suche nach dem Zeichen haben wir irgendwann am Hafen zwei Soldaten gefragt, die uns auch sehr freundlich auf deutsch (!!) erklärt haben wo diese ehemaligen russischen Reaktoren sind. Nachdem wir da zuvor schon dran vorbei gefahren sind, waren wir etwas skeptisch und es war genau so wie befürchtet: das ganze Gelände ist umzäunt, vermutlich stehen viele der ursprünglichen Gebäude nicht mehr. DSC_0029Wir haben dann dort noch ein anderes umherirrendes Team (“4 Fäuste für einen V8″) getroffen und haben beschlossen uns anderweitig zu helfen: schnell ein Radioaktivzeichen gegoogelt und den Monitor mit Auto und Industriegelände im Hintergrund fotografiert. Hinterher haben wir erfahren, dass es alle Teams so gemacht haben, weil es das was wir finden sollten einfach nicht mehr gibt! Nach der ähnlichen Geschichte mit der Leninstatue in Helsinki waren wir doch ziemlich sauer, dass wir wieder unnötig Zeit und Sprit verblasen haben.

Die Zeit hat uns dann natürlich wieder gefehlt. Haben versucht ein bisschen Strecke zu machen und unsere Tausch-Challenge in Estland und später auch gleich noch in Lettland zu erfüllen. In Estland waren die ersten beiden Damen zwar sehr nett und hilfsbereit, konnten uns aber für unser Porzellanschiff aus Finnland nicht mehr als zwei Flaschen Bier anbieten – das war uns dann doch ein bisschen zu wenig, vor allem weil wir kurz davor im Supermarkt erst estnisches Bier eingekauft hatten. Dafür haben uns die beiden jungen Männer ein paar Häuser weiter mit einer alten amerikanischen Angel begeistert! Die haben wir selbstverständlich eingepackt und sind weitergefahren um Corinna und Jan an der lettischen Grenze zu DSC_0067treffen. Gesagt getan, doch keine 10 Kilometer später riss bei Corinna und Jan endgültig der hintere Stoßdämpfer ab, sodass wir zum ersten Mal überhaupt LIVE bei einer Panne dabei sein durften. Natürlich packten wir erst einmal den Warnwürfel aufs Dach (sicher ist sicher ;-)) und halfen Jan dann, den noch ein einem Ende aufgehängten Dämpfer final zu deinstallieren. Dann ging es auch schon direkt weiter.

Unsere gemeinsame Suche nach einem geeigneten Schlafplatz stellte sich mal wieder als schwierig heraus, führte durch Zufall aber DSC_0056wieder zu einer interessanten Begegnung und einer neuen Gelegenheit zum Tauschen. Wir sind von der Hauptstraße in einen Waldweg Richtung Meer abgebogen und mitten auf einem Privatgrundstück gelandet. Vater und seine drei jungendlichen Söhne haben uns gleich nett begrüßt und Jan hat ihm erklärt was wir suchen – und er hatte gleich eine Wegbeschreibung für uns! Es stellte sich heraus, dass er ursprünglich aus der USA kommt und nun schon seit gut über zehn Jahren in Lettland lebt – so war immerhin die Kommunikation kein Problem. Und er hatte eine Schuppen mit allerlei Krempel, den Rob gleich mal durchforstet hat auf der Suche nach geeigneten Tauschobjekten, Weitergefahren sind wir schließlich mit einer Moskitolampe und K2-Skiern. Ja, richtig gelesen, ein Paar Ski, die wir zunächst auf den Dachgepäckträger des Voyager gepackt haben.

Also zurück auf die Straße und den Ort siechen den wir beschrieben bekommen haben. Aber leider stimmte die Wegbeschreibung nicht mit den örtlichen Begebenheiten überein und wir sind nach erneuter ca 45-minütiger erfolgloser Suche wieder weitergefahren DSC_0012Richtung Riga. Letztendlich sind wir dann in Saulkrasti auf einem Campingplatz eingekehrt, da einfach kein Ort zum wild-campen zu finden war. Team ACME-Racing kam dann auch dazu, so dass wir in gewohnter Runde bis um halb vier Uhr morgens beisammen saßen, gegessen und getrunken haben. Ach übrigens: Das ACME-Team hatte heute seinen “höflichen Tag”, weswegen sie alle den gesamten Tag im Anzug oder Kleidchen herumliefen und exzessiven Gebrauch vom Konjunktiv machten…

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Rallye Tag 12

Aufstehen und nicht erst im Wagen nach den Flip-Flops tauchen müssen für die Campingplatzdusche, oder noch besser, die Wasserflasche zum Zähne putzen – ein ganz DSC_0415wunderbarer Luxus nach 11 Tagen “on the road”. Belinda hat sich schon vor dem Frühstück wieder in einen zivilisierten Menschen verwandelt, Robert blieb bis nach dem Frühstück noch Wookie (seit fast zwei Wochen nicht mehr rasiert fing er sogar schon an im Auto Grundbedürfnisse mit Heul-Lauten zu kommunizieren…), hat dafür aber noch die Sprudel-Badewanne ausprobiert. Bis um Punkt 12 Uhr zum Check-out haben wir also noch unser Zimmer genossen und sind dann aufgebrochen um uns Tallinn anzuschauen. Was für eine schöne Stadt. Eine tolle Altstadt in einer gelungenen Kombination DSC_0418mit großen Plätzen, modernen Gebäuden und friedlichen, gepflegten Parkanlagen. Wir waren wirklich begeistert. Auf einem Markt haben wir dann noch Elch-Salami (wenn wir schon keinen gesehen haben, dann muss er wenigstens gegessen werden), ein kleines Geburtstagsgeschenk für Belindas Mama (darf noch nicht verraten werden, schließlich liest DSC_0414sie mit ;-) und Bernstein-Ohrringe für Belinda eingekauft, da Bernsteinschmuck in Tallinn DAS Ding zu sein scheint und das dann doch eine schöne Erinnerung ist wenn man wieder zuhause ist. Nach ein bisschen W-Lan im Hotel sind wir gegen 15:30 Uhr dann aufgebrochen in Richtung Party: “Raudsilla Entertainment Complex” bei Kolga. Nachdem wir genug Zeit hatten sind wir nicht über die Schnellstraße gefahren sondern haben uns einen Weg an der Küste entlang gesucht um ein bisschen was von Land und Leuten mitzubekommen – und haben uns verliebt. Haben uns beide vor dieser Reise nicht wirklich mit Estland auseinandergesetzt gehabt, DSC_0405hatten keine Erwartungen und wurden absolut begeistert. Vor allem wie gepflegt alles ist. Selbst in den Vororten von Tallinn in denen es durchaus auch Plattenbauten gibt ist alles absolut sauber, schöne Spielplätze, Blumenampeln an den Straßenlaternen und sogar an den Hauptstraßen wird am Seitensteifen das Gras gemäht damit es hübsch aussieht. Und dazu dann das Meer, wunderschöne Häuser mit teilweise großen Garagen und Straßen auf die nicht nur der Porsche sondern auch der Spitfire seine helle Freude hätte. Rob war kurz davor zu sagen:

  “Wir holen unsere Autos rüber und bleiben hier” und Belinda war versucht zu antworten: “sehr gerne”. Und überall lächelnde Menschen auf unserem Weg. Und begeisterte Kinder beim Anblick von unserem Wagen. :-)

Die Partylocation lag etwas versteckt im Wald und hat uns ebenfalls DSC_0467umgehauen. Ein riesiges Gelände mit sehr sehr viel Liebe zum Detail angelegt. Auf der hügeligen Wiese haben schon einige Teams ihr Lager aufgeschlagen. Neben einem riesigen Tipi mit Lagerfeuer in der Mitte gab es eine kleine und große Sauna, einen Fluss zum reinhüpfen und diverse andere schöne Ecken und Gebäude. Ab 18 Uhr gab es Freibier und eine Aufführung DSC_0505einer lokalen Volkstanzgruppe in traditioneller Tracht, die damit endete, dass Rallyemitglieder mit auf die Bühne gezogen wurden zum Mittanzen – Belinda natürlich mitten drin. ;-) Gegen 19:30 Uhr gab es ein Buffet und es setzte sich fort, dass wir uns total gut aufgenommen gefühlt haben. Es wurde den ganzen Tag für uns gekocht, der Nachbar hat kiloweise dunkles Brot gebacken, das noch warm mit selbstgemachter Knoblauch-DSC_0480Kräuterbutter serviert wurde. Es gab verschiedene Gemüsebeilagen, sicher 5 oder 6 verschiedene Fleischsorten, gegrillten Lachs, Fisch- und Fleischterrinen, Salat und vieles mehr. Alles typisch estnisches Essen und es war hervorragend. Das einzige Manko an dem eigentlich perfekten Abend war, dass unsere Freunde vom ACME Racing Team und “Und Tschüss” immer noch an der Grenze zwischen Russland und Estland festhingen. Erst um kurz vor 22 Uhr kam die Nachricht, dass sie endlich durch sind. In der Hoffnung, dass sie nicht mehr allzu lang brauchen haben wir also den ersten Saunagang eingelegt. Die Sauna war nicht nur riesig, sondern hatte DSC_0512als Besonderheit das Becken zum Abkühlen zwischen den Saunagängen auch noch IN der Sauna integriert! Außenrum im Halbrund die Saunabänke, in der Mitte der große Bottich. Nachdem uns die anwesenden Holländer mit permanenten Aufgüssen ordentlich eingeheizt hatten ist Belinda zum Auto zurück um Wasser zu holen und ist dort auf Tjark getroffen, dem verschollenen Mitglied des ACME Racing Teams! Seine Geschichte ist auch unglaublich. Nachdem sein Russland-Visum nicht rechtzeitig kam musste er so lange in Ivalo DSC_0390bleiben und ist dann per Anhalter, Flugzeug, Fähre und Bus und zu Fuß alleine bis zur Party gereist. Dazwischen lagen zwei Tage im Wald, nur im Schlafsack, ohne Zelt oder anderem Luxus – ein Abenteuer im Abenteuer sozusagen. Auf die anderen vier warteten wir dann zu dritt bis halb zwei Uhr nachts. Sie hatten sich komplett verfahren und hatten dann (miteinander) auch noch einen kleinen Unfall. Geschafft aber dennoch glücklich haben wir den Abend wiedervereint mit Sauna, Grill und Geschichten der letzten Tage ausklingen lassen..

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Rallye Tag 11

DSC_0319Ausnahmsweise sind wir mal relativ zeitig aufgebrochen um nach Helsinki zu kommen. Die Fahrt dorthin hat sich ereignislos bis auf ein paar heftige Platzregen durch die langweiligen finnischen Landschaften gezogen und doch deutlich länger gedauert als gedacht. Nachdem uns die nette Blondine am Schalter von der Fährengesellschaft noch erklärt hat, dass wir bereits 1,5 h bevor die Fähre ablegt mit dem Wagen am Check-In sein müssen, war klar, dass für Sightseeing in Helsinki nicht viel Zeit sein wird. Also haben wir beschlossen wenigstens noch unsere DSC_0314Tagesaufgabe zu erfüllen: Mache ein Foto von Lenin. Eine entsprechende Statue soll im Lenin-Park stehen. Auf dem Weg dorthin mussten wir fast durch die ganze Stadt, so dass wir wenigstens hier ein paar Eindrücke sammeln konnten, die uns jetzt allerdings nicht vom Hocker gerissen haben. Nachdem wir uns bei durchgehend roten Ampeln und ständigen Einbahnstraßen, die auf unserer Karte nicht verzeichnet waren, ist Belinda losgesprintet zu dem Park und hat alle einheimischen die sie getroffen hat nach dieser Statue gefragt. Ergebnis dieser repräsentativen Umfrage: Es gibt keine Lenin Statue in Helsinki. Na super, wieder Zeit und Sprit verblasen für eine kaum erfüllbare Aufgabe aus dem Roadbook.

Also schnell zurück zum Hafen und auf die Fähre. Ein riesiges Ding, DSC_0327sah mehr wie ein Kreuzfahrtschiff aus – für uns beide eine neue Erfahrung. Nach zwei Stunden waren wir dann in Tallinn angekommen und haben unser Hotel gesucht. Wow, wirklich eine gute Wahl! Haben unseren Wagen auf dem bewachten Parkplatz abgestellt und haben unser Zimmer erkundet. Wir hatten das Glück, dass die Zimmerkategorie die wir gebucht hatten nicht mehr verfügbar war, so dass wir ein Upgrade auf ein sogenanntes DSC_0347“Zen”-Zimmer hatten. Ein Traum. Altes Gebäude, überall wunderschöne Steinwände, alles aber komplett saniert und toll hergerichtet. Als absolute Krönung hatten wir sogar eine Badewanne mit Whirlpool-Funktion bei uns im Bad! Nach 11 Tagen das erste Mal wieder eine nicht-öffentliche Toilette und eine eigene Dusche, vom Luxus des Bettes wollen wir ja gar nicht sprechen… Und das alles inklusive großem Frühstücksbuffet für 79,- € – für beide!

Etwas fehlte uns aber noch zu unserem Glück: etwas anständiges zu DSC_0348Essen. In ganzen Hotel duftete es verführerisch – leider kamen wir aber zu spät, die Küche hat um 22 Uhr geschlossen. Wir haben dann die Altstadt und die anderen, größeren, umliegenden Hotels abgeklappert. Um 22:30 Uhr, bzw. dann mittlerweile 23 Uhr, war einfach nichts mehr zu bekommen. Haben auf unserer Suche das Team Lucky 99 getroffen, die im selben Hotel abgestiegen sind und ebenfalls auf der Suche nach etwas zu essen waren. Die Not führte uns dann dazu, dass wir die Rezeption gebeten haben bei einem Pizzaservice für uns zu bestellen. Das Hotel war hier wirklich entspannt und wir konnten uns gemütlich in ihre Bar setzen, zwei Flaschen Rotwein trinken und unsere wirklich hervorragende Pizza essen.

Wieder im Zimmer hatten unsere Köpfe noch nicht mal wirklich die Kissen berührt als wir schon eingeschlafen waren – Kräfte sammeln für die Party am nächsten Tag!

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Rallye Tag 10

Was für ein entspannter Tag. Während sich die anderen 12- 15 Stunden am Tag über russische Straßen quälen, haben wir ein paar Tage “Urlaub” gewonnen. Wir waren zwar auch gute sieben Stunden unterwegs an diesem Tag, das aber extrem entspannt. :-)

DSC_0250Morgens haben wir aber zunächst die Tages- und Rallyeaufgabe “Timberblock” erfüllt. Zum Start hat jedes Team einen mit den BSC-Logo markierten Holzscheit bekommen der mitgenommen werden sollte. An Tag 10 sollten diese entzündet werden, dann ist die Tagesaufgabe erfüllt und es gibt extra Punkte für jeden Holzscheit und dafür, dass das ganze in Finnland stattgefunden hat. Nachdem schon absehbar war, dass sich das Teilnehmerfeld zum Abend hin ziemlich verstreuen wird, haben wir so immerhin 8 Blöcke zusammengetragen.

DSC_0262Unser nächstes Tagesziel war Vasa, auf halben Weg Richtung Helsinki an der Ostseeküste. Auf den nur knapp 400 km bis dorthin haben wir uns leckeres Gebäck, ein Nickerchen auf einem Parkplatz, ca. 1,5 h bei einem Rasthof mit Internetzugang und ein Big Mac Menü mit Pommes gegönnt – wie glücklich können Kalorien machen. :-) Nebenbei haben wir angefangen unsere letzte Etappe durch Polen zu planen, bei der wir mindestens zwei der Rallye-Aufgaben mit Bravour erfüllen wollen. Mehr wird aber noch nicht verraten! ;-)

DSC_0284Nachdem das mit dem wild-campen in Finnland so schwierig ist, haben wir uns in Vasa einen idyllisch gelegenen Campingplatz am Meer gegönnt, wo sich auch schon Team 76 und Team 110 häuslich eingerichtet hatten. Robert saß natürlich mal wieder stundenlang beim Fischen, hat aber immerhin wenigstens mal einen Fisch gesehen! Nachdem wir die Fähre
nach Tallinn reserviert hatten und beschlossen haben, uns für die nächste Nacht ein Luxus-Hotel in Tallinn zu gönnen, da man in Estland im Gegensatz zu Skandinavien wieder echt was für sein Geld bekommt, sind wir auch schon früh ins Bett. Alles in allem ein sehr entspannter Tag. Für euch wahrscheinlich etwas langweilig zu lesen, uns hat es ganz gut getan, sozusagen ein Tag Urlaub nach dem ganzen Stress der letzten Wochen/Monate. :-)

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Rallye Tag 9

Ihr glaubt gar nicht wie gut wir geschlafen haben. Obwohl die Matratze eigentlich alles andere als gut war und wir uns zusammen auf ein 80 cm Bett gequetscht haben – es war göttlich. :-) Das tolle an einem Trip wie diesem ist, wie genügsam man wird und wie sehr man sich wieder über diese kleinen Dinge freut.

Duschen, ein festes Dach über dem Kopf oder wenigstens zwei halbwegs vollständige Mahlzeiten an einem Tag sind ein wunderbarer Luxus, den wir an diesem Vormittag auch noch genossen haben.

 

Der Campingplatz hat eine Küche geboten in der wir alle noch eine ganze Weile zusammensaßen und ausgiebig gekocht und gegessen DSC_0212haben. Jan und Robs Versuch einen Fisch zu fangen blieb leider bis jetzt erfolglos. Rob flucht schon die ganze Zeit. In jedem Gewässer an dem wir bis jetzt waren, egal ob Meer oder See, hat er seine Angel ausgeworfen. Alle Skandinavier mit denen wir geredet haben meinten die Fische würde förmlich auf den Haken springen – wir haben noch nicht mal einen Fisch über 2 cm Größe GESEHEN, geschweige dass auch mal nur einer an der Angel gezupft hätte…

Der Abschied am Nachmittag viel uns wirklich schwer. Für die nächsten paar Tage splittet sich alles auf. Tjark musste in Ivalo bleiben in der Hoffnung, dass sein Russland-Visum noch kommt, 20140622_143306damit er den anderen nach Sankt Petersburg hinterherfahren kann, Team 116 und der Rest von Team 44 haben sie auch den Weg über die russische Grenze gemacht und wir sind dabei Finnland weiter zu erkunden. Zuvor hat Rob allerdings noch versucht unseren Tacho zu DSC_0207reparieren – leider erfolglos, da scheint was größeres kaputt zu sein. Aber dank Smartphone mit GPS und einer entsprechenden App gar kein Problem. Jetzt sehen wir sogar wie viele Kilometer wir an einem Tag zurücklegen und wie lange wir jeweils unterwegs sind – hätten wir das schon zum Anfang unserer Reise gehabt!

Die Fahrt an die finnische Ostseeküste war relativ unspektakulär. Finnland ist ganz schön, aber irgendwie langweilig. Wald, Wald, DSC_0177Wald, See, Feld, Wald ach ja und dann fährt man zur Abwechslung mal wieder durch einen Wald. Highlight war hier nur eine Strecke die wir gefahren sind um eine Autobahn zu vermeiden. In unserem großen ADAC-Atlas als gelb markiert (nach Autobahn und Schnellstraßen die größte Kategorie) stellte sie sich als unbefestigte Landstraße heraus auf der unser Porsche mal so richtig zeigen konnte, dass er ein waschechter Rallye-Wagen hat.

Auto wie Fahrer hatten sichtlich Spaß dabei mit leicht überhöhter Geschwindigkeit *räusper* durch den Wald über den Schotter zu fliegen. ;-)

Die tolle Kulisse haben wir dann gleich mal für ein Foto mit dem DSC_0187Warnwürfel auf dem Dach genutzt – und wurden von Zombie-Mücken gefressen. Wir haben sie Zombie-Mücken getauft, weil sie zum einen große, hässliche Monster sind, zum anderen sind sie einzeln für sich genommen dumm und langsam – aber die Masse macht dich fertig. Du steigst aus dem Auto und wirst sofort von einem regelrechten Knäuel Mücken angegriffen. Und zwar mit einer Aggressivität, die wir so noch gar nicht kannten!

DSC_0193Die mobile Netzabdeckung ist übrigens großartig, nach freiem W-Lan muss man aber suchen, da es unsere liebgewonnenen Coop-Supermärkte hier nicht zu geben scheint und es auch sonst wohl nicht üblich ist, dass Supermärkte diesen Service anbieten.

Abends hatte man dann den Plan, sich in Hailuoto eine Bleibe DSC_0215gemeinsam mit anderen Teams zu suchen. Bereits auf der kurzen Fährstrecke zwischen Oulo und Hailouto, welches eine typisch finnische (heißt: langweilige) etwa 10 qkm große Insel vor der Finnischen Küste ist, trafen wir auf mehrere Teams, darunter etwa die Chasing Elks oder Lucky 99. Nachdem wir alle übergesetzt hatten stießen wir zu einem Platz am Fuße einer Gras-Landebahn und direkt an einer kleinen Bucht DSC_0211gelegen, bei dem bereits weitere Teams wie Platz 4 oder der AJW-Hilfs-Rallye-Truck campten. Mittlerweile war es natürlich wieder Mitternacht geworden und Belinda war todmüde.

Rob hingegen setzte noch einen drauf: Direkt neben dem Nachtlager waren ein paar Ferienhäuser. In einem davon hatten sich ein paar finnische Studenten eingemietet – und betrieben fleißig saufend die am Ferienhaus angeschlossene Sauna. Rob griff sich also schnell seine zwei Rest-Bier und einen Lions-Vodka aus München DSC_0241 2und stapfte rüber, stieß mit den Finnen an, kam über Autos ins Gespräch und verschwand für die nächsten drei Stunden mit den Finnen und noch ein paar anderen Rallye-Teilnehmer(innnen), die es ihm nachmachten, in der Sauna. Sein persönliches Highlight war etwas, wozu er sonst noch nie im Stande gewesen war, da er so verfroren ist: Gemeinsam mit den anderen Saunagästen nahm man ein Bad in der eiskalten Ostsee!! Und siehe da: Es war gut. Wiederholung? Zweifelhaft. Aber immerhin ein echtes Erlebnis, bevor er sich gegen 3:00h wieder in seinen Schlafsack rollte…

Rallye Tag 8

DSC_0142Die Nacht war die schlimmste die wir bis jetzt auf dem Trip hatten und hoffentlich auch haben werden. Unser Zelt wurde ohne Unterbrechung von Wind und Regen gebeutelt, die Sturmböen waren so heftig, dass wir am nächsten Morgen die Heringe suchen mussten, die es mit so viel Wucht aus der steinigen Erde gezogen hatte, dass sie locker 30 cm von dem Ort DSC_0137entfernt lagen an dem wir sie ursprünglich in den Boden geschlagen hatten. Dabei hat es uns noch gut erwischt – in Miriams Zelt hat es hereingeregnet, sie ist mitten in der Nacht in einer eiskalten, zentimetertiefen Pfütze aufgewacht. Gut, dass sich Belinda bei dem Zelt durchgesetzt hat und wir das doppelwandige 3-Minutenzelt dabei haben und kein billiges Wurfzelt…

Auch beim Aufstehen war das Wetter noch nicht besser. Mit vor Kälte schmerzenden Händen haben wir in Rekordzeit in die Regenumhänge gehüllt unser Zelt abgebaut und im Wagen verstaut. Zum Frühstücken musste es ein Eiweißriegel tun Das Zeug wird einem zwar immer größer im Mund, aber es liefert Energie… Wir alle hatten es eilig wieder in den Süden zu kommen, weg von dem Schnee, dem Sturm und der kargen Langschaft. Unterwegs haben DSC_0145wir noch einmal unser Glück beim Tauschen versucht, Norwegen hatten wir ja noch nicht. Wir haben uns also ein Haus gesucht und so lange in der Einfahrt gewartet bis jemand kam . aussteigen wollten wir wegen dem Wachhund erstmal nicht. Der Herr (ca. Mitte 60) war total freundlich und interessiert was wir denn so tun und hat uns bei der Gelegenheit auch erzählt, dass es Wetter hier nicht immer so ist. Vor knapp zwei Wochen hätten sie noch 25°C gehabt. Dieses Jahr war die kälteste Midsommernacht seit 50 Jahren – na super, haben wir ja toll erwischt. :-( Tauschen wollte er nicht, weil er meinte er hat alles, aber er würde schauen ob er nicht was hat was er uns einfach so mitgeben kann. Er kam dann wieder mit von seiner Frau handgefilzten Babyschuhen aus weißer Merinowolle mit blauem Schleichen. Die möchte er uns gerne schenken, wir sollen sie aber nicht weitertauschen sondern für unsere Zukunft aufheben. Toll was für nette Menschen man trifft – das werden wir auf jeden Fall tun!

Die weitere Fahrt war sehr entspannt. Wir waren seit langem mal wieder alleine unterwegs, da die ACMEs vorgefahren waren um in Ivalo eine ehemalige Kommilitonin von Tjark zu treffen bei der wir DSC_0147auch übernachten können sollten und Team Und Tschüss ja etwas hinten dran waren, da sie am Nordkap selbst übernachtet hatten. Faszinierend ist wirklich wie schnell sich hier die Landschaften verändern. In Finnland angekommen hat sich sogar mal kurz die Sonne blicken lassen und die riesigen Wälder und vielen Seen beleuchtet – Postkartenanblicke. Da störte es uns dann auch kaum mehr, dass sich mitten während der Fahrt der Tacho DSC_0161verabschiedet hat – wahrscheinlich Welle gebrochen. Naja. Vielleicht kann man das morgen richten. Getroffen haben wir dann wieder alle anderen bei Tjarks Freundin und haben die ländliche Idylle gleich mal genutzt um unser nasses Zelt wieder auszupacken, aufzubauen und auf der Wiese zu trocknen, unser Geschirr und unsere Haare im See hinter dem Haus zu waschen, und mal den ganzen Wagen aus und wieder vernünftig einzupacken. Nach dem Dauerregen und der Kälte der letzten Tage bei der wir immer nur schnell alles reingeworfen hatten war das dringend nötig. Die Krönung dieses Tages sollte die Sauna sein bei der es im Vorfeld hieß, dass wir sie mitbenutzen dürfen.

Das wurde uns aber leider von den scheinbar sehr ängstlichen und wenig gastfreundlichen Finnen verhagelt. Innerhalb kürzester Zeit gab es wohl Beschwerden von den Nachbarn, dass sie nicht wollen, DSC_0167dass Fremde auf dem Grundstück zelten, schließlich würden wir dann ja sicher nachts in ihre Häuser einsteigen und sie ausrauben oder schlimmeres. Im Endeffekt blieb uns dann leider nichts anderes übrig als alle unsere Sachen wieder einzupacken und auf einen Campingplatz in der Nähe zu fahren – leider ohne Sauna. Dafür aber mit sonst fast allem erdenklichem Luxus: beheizte Toiletten mit Klopapier, Duschen, einer Küche, einem Waschraum und für 15 € pro Person sogar eine winzige Hütte DSC_0169mit zwei Pritschen nur für uns alleine! Auch wenn die Stimmung in unserer Gruppe zwischenzeitlich ein bisschen unten war – kein Wunder nach den Anstrengungen und kurzen Nächten der letzten Tage – änderte sich das beim gemeinsamen Grillen ganz schnell wieder. Saßen dann bis drei Uhr nachts zusammen, haben geratscht, geschlemmt und auf alles mögliche mit einem Liter Bärenjäger angestoßen – ein wundervoller Abend mit ganz tollen, sehr unterschiedlichen Menschen die alle eines verbindet: die Lust auf Abenteuer! Und daran, dass es nicht dunkel wird haben wir uns völlig gewöhnt. Es ist einfach großartig, das entspannt alles so ungemein. Man hat keinen Zeitdruck mehr, es ist egal wann man irgendwo ankommt – es ist immer noch hell genug um das Zelt aufzubauen oder was zu kochen. Kein lästiges hantieren mit Taschenlampen u.ä. – ich finde das sollten wir in Deutschland auch einführen. ;-)

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Das Auto an Tag 6

20140620_003808_Richtone(HDR)An der Stelle vielleicht kurz etwas zum Porsche 924: Auf dieser Baltic Sea Circle Rallye 2014 hält sich unser ach so pannengeplagtes Sorgenkind wie eine eins: Bisher mussten wir auf 3000 Kilometern gerade mal 300ml Öl nachfüllen. Andere Teams, die es im Vorfeld relativ entspannt hatten, posten jetzt gerade schon die ersten Fotos von ihrem Wagen in einer Werkstatt. Aber das beste an unserer Autowahl: Er ist flink, leicht, und eines der absolut sparsamsten Fahrzeuge im Feld!

Auf der Strecke Hamburg – Schweden verbrauchten wir im Schnitt 8,81 Liter, hier in Norwegen, wo der Sprit übrigens sauteuer ist und die Straßen eng, hügelig und kurvig um die 9,38 Liter.

Ein Wahnsinnwert, der uns an jeder Zapfsäule stolz macht, an der wir regelmäßig ein gutes Viertel weniger tanken müssen als alle anderen Teams. Gemeinsam mit den ACMEs und Tschüssern bilden P1000813wir übrigens regelmäßig ein schon militärisch organisiertes Gespann: Die ACMEs fahren mit ihrem Volvo Kombi als Späh- und Navigationstrupp vor, unser Porsche folgt als schneller Abfangjäger, der – wenn es mal wieder keinen Handy-Empfang gibt – zwischen den Team hin und her zischt, und zuletzt der große Chrysler Voyager von Und Tschüss als Versorgungsfahrzeug mit sämtlichem Equipment, 40 Liter Reservetanks und Essensvorräten mit Kühlschrank.
P1000807Trotz der Beengtheit und Sportlichkeit gilt unser Porsche eben wegen seiner straffen Sitze und dem Raumgefühl als einer der bequemsten Wagen auf der Rallye – und ist mittlerweile auch quasi zu unserem Wohnzimmer geworden: Überall liegt etwas herum, Essen, Krümel, Getränke, Gerätschaften. Man sieht einfach. Der Wagen wurde und wird weiterhin funktionell als Langstrecken-Wagen genutzt :-) Auf dass er noch weitere 7000 Kilometer aushält!!