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Rallye Tag 15

Nach einer kurzen Nacht (ca. 4,5h) im Hostel sind wir um 7:30 Uhr schon wieder aufgebrochen um einigermaßen pünktlich zu unserem Termin in Danzig zu erscheinen – auf Frühstück wurde hierbei wie so oft verzichtet…

Für die Strecke, die uns die Rezeptionistin mit 4,5h angegeben hatte, DSC_0170haben wir insgesamt 7h gebraucht. Mit Schuld daran war, dass genau an dem Wochenende die Polen-Rallye stattgefunden hat! Auf dem ersten Streckenabschnitt war nicht nur viel Verkehr aufgrund der Schaulustigen, es sind auch ständig Rallye-Wagen an uns vorbeigedröhnt. Bei einem kurzen Stopp und Plausch mit chilenischen Fahrern, welche auch unserem Wagen hinterhergeschaut haben, fanden wir, dass sich unser Porsche hier nicht zu verstecken braucht. ;-)

Nun aber zu unserer “Mission” und damit verbunden unserem Termin in Danzig: Wie Robert so ist, hat ihn der Ehrgeiz gepackt was die Tausch-Challenge angeht. Sein selbsterklärtes Ziel war es am DSC_0174Ende aus der blauen Büroklammer den ersten Wagen seiner Eltern zu machen, einen Fiat p126, in Polen nur “Maluch” (“Kleiner”) genannt, mit dem seine Eltern mit ihm 1988 um den eisernen Vorhand herum nach Deutschland gefahren sind. Bis vor wenigen Jahren gab es diese Autos auch noch an jeder Ecke und für eine Stange Zigaretten o.ä. zu tauschen. Doch so langsam werden sie rar und damit immer teurer, weil viele mit diesem kleinen Wagen Kindheitserinnerungen verbinden und die Nachfrage steigt. Somit wurde diese Aufgabe wirklich zur Herausforderung und wir haben schon in Finnland angefangen, uns Hilfe zu suchen und damit zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Zum einen die Aufgabe: “komm in die lokalen Medien” zu erfüllen, zum anderen eben dieses Auto zu finden. Wir haben uns also bei Radio Eska in Danzig gemeldet und denen unsere Geschichte erzählt. Ola, Redakteurin und Nachrichtenmoderatorin, war total begeistert von unserer Geschichte und hat fortan hinter jeder Nachrichtensendung unseren Suchaufruf durchgegeben! Leider jedoch ohne Erfolg, so dass wir doch ganz auf uns und Roberts Polnischkenntnisse und sein Verhandlungsgeschick angewiesen waren.

Noch bevor wir in Danzig angekommen waren, haben wir den ersten Maluch auf einem Hof stehen sehen. In dunkelrot, genau wie der an den DSC_0197sich Robert aus seiner Kindheit erinnert. Also gleich runter von der Straße und die beiden Herren bequatscht. Der eine, ca. Mitte 50 ein Bauer mit dreckigen und löchrigen Klamotten und Augen die in völlig unterschiedliche Richtungen geschaut haben, war so begeistert von Belinda, dass er bereit gewesen wäre zu tauschen. Vielleicht hätten wir sogar noch verhindern können, dass Belinda im Gegenzug dafür auf dem Hof bleiben muss. ;-) Der zweite Mann hat allerdings interveniert und gemeint, dass die Wägen mittlerweile richtig was wert sind, und dieser daher nicht rausgerückt würde. Pech gehabt, denn der zweite Mann war ein typischer Gebrauchtwagenhändler, der alte Kisten aufkauft, wieder flott macht und für gutes Geld weitergibt. Dem konnten wir nichts abschwatzen. Er hat allerdings rumtelefoniert und uns eine Telefonnummer gegeben von einem Bekannten von ihm, der Tauschen würde, wenn wir ihm im Gegenzug einen fahrbaren Rasenmäher besorgen würde. Immerhin. Unser Joker für später. Dachten wir.

Aber nun erstmal weiter nach Danzig und Ola kennenlernen, Redakteurin und Moderatorin bei Radio Eska. Super nette junge DSC_0216Frau, die uns stolz “die schönste Stadt Polens” gezeigt und zum Pierogi essen eingeladen hat. Sie fand es ganz toll mit was für einem Willen und welcher Ausdauer wir unser selbsternanntes Ziel verfolgen. Weil ihre Hilfe dabei leider nicht von Erfolg gekrönt war, hat sie uns ein Modellauto und eine ganze Tasche voll Radio-Eska Werbegeschenken geschenkt, Mützen, Kartenspiele, Frisbees etc. und uns herzlich eingeladen, dass wir DSC_0245auch gerne bei ihr übernachten können und sie uns noch mehr von der Stadt zeigt, wenn wir mal wieder in Danzig sind. Diese Einladung haben wir natürlich nur zu gerne für München ausgesprochen! Wir sind froh Ola kennen gelernt zu haben, haben uns gleich auf Anhieb super verstanden. Nach einen Interview mit Robert in unserem Auto (auf polnisch) sind wir dann wieder aufgebrochen um unsere Mission zu erfüllen.

Diese hat uns erneut durch verschiedene, teils nur aus zwei-drei Häusern bestehende Dörfer geführt. Belindas Eindruck von Polen (von Robert bestätigt): landschaftlich total schön, aber die DSC_0231Ortschaften… Wenn sich Danzig als die schönste Stadt Polens bezeichnet, na dann Prost Mahlzeit für die anderen Städte… Danzig war sehr nett mit dem Hafen und der Altstadt, aber jetzt wirklich nichts was einen vom Hocker reißen würde. Irgendwie sieht alles so aus, als wäre da die letzten 30 Jahre Kohle aufgebaut werden und deswegen sind alle Häuser grau in grau und irgendwie dreckig. Davon abgesehen, dass auch der Stil an sich nicht sonderlich geschmackvoll ist.

Aber naja, eines kann man auf jeden Fall sagen, die Menschen sind freundlich und hilfsbereit – wobei hier sicherlich geholfen hat, dass Rob polnisch spricht – mit englisch wären wir wohl nicht weit gekommen. Unser Joker mit dem Rasenmäher entpuppte sich leider als falsche Telefonnummer: Der Mann, der sich am anderen Ende der Leitung meldete wusste von nichts und hat auch keinen Maluch zu verkaufen. Hmpf. Also weiter mit Leuten gequatscht ob irgendjemand jemanden kennt der einen Wagen dieser Sorte zu verkaufen hat und eventuell auch tauschen würde. Fast jeder, den Rob gefragt hat, wusste irgendwas, Telefonnummern wurden getauscht, aber zunächst war nichts konkretes dabei. Eines wurde uns klar: die Zeit wird der entscheidende Faktor sein, morgen müssen wir wieder auf den direktem Weg nach Deutschland und haben keine Zeit für die weitere Suche.

Dann plötzlich eine SMS und ein kurzes Telefonat, ein Freund von einem der netten Menschen mit denen wir vorher gesprochen hatten hat einen Maluch den er für 1200 Zloty (ca. 288 €) verkaufen DSC_0267würde und der unsere Story kennt. Also ab zu einem weißen Fleck auf der Landkarte über kleine Landstraßen und Feldwege zu dem Hof einer kleinen Familie mit einem türkisfarbenen Fiat p126. Technisch gut in Schuss, Alltagsauto, ist also angemeldet und wird regelmäßig beweg. Schweller durchgerostet aber ansonsten eine gute Grundlage. Ganze 2,5 h hat Rob mit ihm gefeilscht, aber er wollte und wollte nicht von seinem Preis abweichen und auch nicht tauschen. Nicht nur das: er wollte unseren Fernseher, die Karaffe, und alles was wir ihm noch so anbaten nicht einmal annehmen – so hätte man zumindest noch “halbwegs” einen Tausch verargumentieren können. Obwohl Rob so verbissen “gekämpft” hatte, lehnte er den Kauf zum jetzigen Zeitpunkt dennoch ab, denn “fair ist fair” und wer Rob kennt, der weiß, dass der Ehrgeiz und der Stolz tiefer sitzen als 288€. Nachdem der Kauf also nicht gemäß den Tauschregeln gewesen wäre (auch wenn der Tausch schließlich dorthin geführt hat), haben wir ihn schweren Herzens nicht mitgenommen. Die Option besteht aber immer noch, dass der nette Polo ihn uns verkaufen würde und vorher noch dafür sorgt, dass die Schweller ausgetauscht werden (in Polen kosten die Ersatzteile nur ca 3 € pro Seite!!) – wir sind zwar noch am Diskutieren was wir mit einem 4. Auto anfangen, aber auch hier kennt ja wohl jeder Rob…

Schließlich brachen wir um 22.30h auf um noch ein bisschen Strecke machen. Erklärtes Ziel war Swinemünde an der polnisch-deutschen Grenze den die ACMEs ebenfalls angesteuert haben. So weit sind wir allerdings nicht gekommen. Belinda war den ganzen Tag gefahren und konnte einfach nicht mehr. Zudem muss In dem Gebiet in dem wir waren im Laufe des Abends ein schlimmes Unwetter gewütet haben. Da sind wird zwar glücklicherweise drum herum gefahren, aber die Spuren haben wir noch voll mitbekommen: Platschender Regen, dicker Nebel, große Äste und gespaltene Bäume auf der Fahrbahn. Zusätzlich zu den üblichen Schlaglöchern und vielen Füchsen (so viele haben wir wohl noch nie in freier Wildbahn gesehen) die dir nachts vors Auto laufen. Bei Rob machte sich inzwischen die totale Erschöpfung breit, Belinda war eh nur noch auf 30% und schaltete in den rein lebenserhaltenden Modus. Da half nur eins: in der nächsten Ortschaft einen Parkplatz suchen und warten bis es wieder hell wird. Gegen 0:30 Uhr haben wir uns schließlich nach 17 Stunden hinterm Lenkrad mit nur einer Mahlzeit am Tag auf einem Kaufland-Parkplatz auf den Sitzen in unsere Schlafsäcke gekuschelt um wenigstens ein paar Stunden die Augen zuzumachen. Morgen würde es weitergehen – möglicherweise lässt sich ja doch noch tauschen…?