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Eine fast endlose Suche…

Robert ist stur, wenn es ein Porsche 924 für die Rallye werden soll, dann wird es ein 924er… Ich war skeptisch, altes Auto, Rennwagen und damit unkomfortable für eine lange Reise, wenig Stauraum und eigentlich keine Möglichkeit auch mal gemütlich und sicher im Auto zu schlafen. Aber gut, ab sofort wurden täglich die neuesten Anzeigen der einschlägigen Portale nach einem geeigneten Wagen durchforstet.

Und meine Skepsis stieg. Die meisten Wägen waren als nicht fahrbereit angegeben, die, die in einem technisch passablen Zustand zu sein schienen überstiegen unser Budget bei weitem. Kumpels wurden angeheuert um in ganz Deutschland verstreute Porsche 924 zu begutachten, auch wir selbst stiegen ins Auto um gute vier Stunden unserer Zeit zu vergeuden um einen 924er anzuschauen der laut Händler in „einem technisch guten Zustand ist und nur ein paar kleine Makel an der Karosserie hat die man aber alle mit Smart Repair reparieren könnte“. Der Wagen stand in der Wiese. Die letzten drei Jahre. Die Sitze komplett zerschlissen, die Beifahrertür ließ sich nicht mehr öffnen, aber ans Fahren dieses Wagens wäre eh nicht zu denken gewesen, nur sanftes Drücken führte unter der Heckscheibe schon zu Löchern in der Karosserie, hätte man versucht den Wagen zu bewegen wäre er vermutlich komplett auseinandergebröselt. Nein, so einen Wagen will ich nicht und erst recht nicht für DAS Geld was der Händler gerne gehabt hätte.

P1010060Aber mein Mann wäre nicht mein Mann, wenn ihn das nicht erst recht angespornt hätte, einen guten 924er zu einem guten Preis zu finden. Und promt war es da – ein vielversprechendes Angebot und das auch noch in München! Eingestellt für 2000,- €, Probefahrt möglich. So ganz wollten wir das nicht glauben, aber dann stand er da, an der Straße, mit laufendem Motor und keinen auf den ersten Blick sichtbaren Roststellen! Ich habe Robert den Vortritt gelassen und mich hinten auf einen der Notsitze gefaltet. Mein erster Eindruck: unbequem und laut. Der Motor röhrt, irgendwo klappert was und man spürt jede noch so kleine Unebenheit auf der Straße. So vernichtend fiel auch mein erstes Fazit bei einem kurzen Zwischenstopp an der Tankstelle aus. 8000 km in so einem Ding – no way, danach bin ich taub, habe überall blaue Flecken und bin wahrscheinlich so genervt, dass wir anschließend an Scheidung denken. ;-)

P1010055Aber die Probefahrt nahm seinen Lauf, der aktuelle Halter, ein gutmütiger Italiener mittleren Alters, erzählte von den Reisen die er mit „ihr“ gemacht hat, die Erinnerungen die er mit ihr verbindet – man merkt, er liebt diesen Wagen, hat aber seit geraumer Zeit wegen seiner Familie, seinen Kindern, nicht mehr die Zeit um sich so darum zu kümmern wie es ihr gebührt. Tja, am Ende der Probefahrt war ich es auch – verliebt in diesen kleinen Porsche. Verliebt in das Motorengeräusch, verliebt in die kleinen Macken wie den fleckigen Lack, verliebt in seine Geschichte, aber vor allem in das Fahrgefühl. Letztendlich war ich überzeugt -  „sie“ sollte es werden!

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Porsche 924 Logo

Die Frage nach dem Auto

Nachdem wir also festgestellt hatten, dass ein Triumph Spitfire sicher eine gute – über 8000 Kilometer aber garantiert auch eine sehr mühsame – Entscheidung gewesen wäre, musste schnell etwas neues her. Die Kriterien dafür waren klar:

  1. Allen anderen Teams zum Trotz sollte es eben kein Kombi oder Kleinbus werden. Nein. Dies hier ist eine Rallye. Und die fährt man mit einem Sportwagen. Belindas gutgemeinte Bemühungen, Rob doch von einer großen Lade- und damit verbundenen Liegefläche zu überzeugen stießen auf knallharten Stein: Ein Sportwagen. Basta.
  2. Damit nicht genug. Es sollte ein Sportwagen sein, der sich bereits in einer Rallye oder zumindest Rallye-ähnlichen Umgebung bewährt hatte.
  3. Belinda bestand – zurecht – auf ein festes Dach  zwecks der Witterung und möglichst einfache Technik, um auch an entlegenen Orten schnelle Reparaturen durchführen zu können und kein allzu großes Teileproblem zu haben.
  4. “Last but not least”: Der Wagen darf in der Anschaffung das Budget von 2000,- Euro nicht sprengen, um ihn für 2500 wieder “rallye-fit” zu kriegen.

Uff. Mit diesen Kriterien ausgestattet ging also die Suche los – und konnte aber schnell eingegrenzt werden. Nach der Beschau einiger interessanter Exoten (Autonerds Hände hoch: Wer kennt den Reliant Scimitar!) standen schon bald einige interessante Alternativen zur Auswahl:

Lancia Beta – standardmäßig zu verrostet, aber eindeutige Rallye-Gene

Opel Monza – der große Opel leidet am Image, ist technisch aufgrund der Commodore-Plattform aber einfach und robust

VW Scirocco – Naja. Der war nicht wirklich in der Auswahl, aber günstig zu bekommen ;-)

Porsche 924 – Vielfach bei Rallyes benutzt (Google: Rallye Porsche 924), in der 2.0 Liter Variante sehr viele VW-Ersatzteile, Simple Technik, Sportwagen.

Damit waren die Würfel gefallen. Ein Porsche 924 sollte es werden. “Und die sind ja noch so günstig”, meinte Rob noch. Ja Pustekuchen. Fahrbare (!) Exemplare waren kaum unter 3000 Euro zu finden, und wenn doch stand auf mobile.de gleich was von “Unfall”, “viel Rost” oder besonders beliebt “keine Papiere, aber garantiert meiner”.

Die Suche beginnt…

Baltic Sea Circle 2013-46

Abenteuerlust

Der Ausgangspunkt (Dezember 2013)

2014 versprach schon sehr viel: 1. Staatsexamen (Jura), Abgabe der Promotion in Strahlenbiologie, neue Jobs, ein weiteres Online-Projekt (Motorcal.com). Und dennoch. Irgendwie fehlte das Salz in der Suppe, der abenteuerbehaftete Schwerpunkt des Jahres, der Ausbruch aus der Konvention.

Zunächste wollte einer von Robs Kollegen -Jan- ins Abenteuer starten. Es sollte eine Rallye einmal ums Scharze Meer werden – einen knappen Monat vor seinem Staatsexamen. Keine Chance. Aber ein Blick auf die Seite des Veranstalters erwähnte ein anderes Juwel: Die Baltic Sea Circle Ralley, die nördlichste Rallye des Erdballs, knappe 3 Monate vor dem Staatsexamen. Perfekt.

Die Entscheidung

Kaum war die Rallye-Homepage aufgeklickt und der zaghafte Wunsch nach einem Abenteuer von Rob geäußert dröhnte es gleich von Belinda:

“Ich mach mit! Ich will auch ein Abenteuer!”

Ok. Der Beifahrer war damit also gefunden. Und wenn man mit dieser Frau verheiratet ist, dann kann es kaum noch schlimmer kommen, dachte Rob. Augenzwinkernd natürlich. Nach einem langen Abend mit viel Bier, gab auch Jan, dessen ursprüngliche Idee bei einer Rallye diesen Ausmaßes mitzufahren es schließlich war, seinen Segen – die Rallye ums Schwarze Meer wird dann eben 2015 in Angriff genommen.

Das Team Spitfire wird geboren

Der Name des Teams war auch schnell gefunden: Team Spitfire; benannt nach Robs Triumph Spitfire, der eine nicht unerhebliche Rolle in der abenteuerlichen Kennenlern-Phase der beiden spielte.

Klar ist aber auch gleich: Am Nordkap ist es kalt. Und es wird viel regnen. Und Gepäck braucht man auch. Viel. Gerade in der Mitte des nirgendwo, in der tiefen Wildnis Skandinaviens oder der Einöde Russlands. Keine guten Voraussetzungen für einen winzigen britischen-zickigen Roadster.  Also muss ein anderes Auto her. Nur welches…?

 

To be continued…