Was gibt es für einen perfekteren Morgen als vom Rauschen der Wellen geweckt zu werden? Die Aussicht die sich uns bei vollem Tageslicht bot überstieg noch die, die wir von vorangegangenen Abend – an dem es übrigens auch um Mitternacht immer noch nicht ganz dunkel war und wohl auch nicht mehr wurde – in Erinnerung hatten. Um das Zelt herum überall wilder Mohn unten der Sandstrand, das Meer und ein malerischer kleiner Hafen, auf der anderen Seite ein typischer, kleiner, schwedischer Ort. Belinda konnte es kaum glauben:
“wir sind wirklich in Schweden!!!”
Nach einem sehr gemütlichem und leckeren Frühstück mit den anderen Teams und der Suche nach einem W-Lan-Zugang um den Blogeintrag hochzuladen, sind wir etwas spät gegen 11 Uhr zur heutigen Tagesetappe aufgebrochen. Aber diesen ruhigen Start haben wir einfach gebraucht um langsam zu realisieren, dass es nun wirklich, endlich losgegangen ist, die monatelangen Vorbereitungen ein Ende gefunden haben und wir mitten drin sind im großen Abenteuer!
Die erste Tagesetappe – Vimmerby – war gekoppelt mit der Tagesaufgabe: Das ist die Heimat von Astrid Lindgren und wir sollten dort eine Szene aus ihren Büchern nachstellen. Die Reise bis dorthin verlief relativ ereignislos, größtenteils schnurgerade Straßen mit nervigen, ständig wechselnden Tempolimits zwischen 70 und 100 km/h und regelmäßigen Geschwindigkeitskontrollen. Unser persönliches Mittags-Highlight: das schwedischte Mittagessen das wir uns vorstellen konnten: ein Hot Dog bei einem großen schwedischen Möbelhaus im schwedischen Nirgendwo.
Nach insgesamt fünf Stunden Fahrt waren wir endlich in dem Geburtsort von Astrid Lindgren angekommen, welches dominiert wird von einem riesigem Astrid Lindgren-Freizeitpark in dem die Kulissen aus den Filmen – Pipi Langstrumpf, Michel von Lönneberger usw. usf. – nachgebaut sind. Sicher eine tolle Sache und großartige Kulissen für unsere Fotoaufgabe, die anderen Teams die wir dort auf dem Parkplatz getroffen haben führten aber schnell zur Ernüchterung: 50 € Eintritt wollte keiner wirklich zahlen nur um ein Foto schießen zu können. Also wieder rein in den Wagen und zurück auf die Straße – Plan B war schnell gefasst! Einfach mal irgendwo abbiegen – Schotterweg, Privatstraße, hin zu den wunderschönen, typischen, schwedenroten Häusern mit den großen Scheunen. Wie immer haben wir dort auf der Veranda neben einem anhänglichen Dackel auch sehr freundliche Menschen getroffen, die uns nicht nur erlaubt haben ein
Foto vor ihrer Scheune zu machen, sondern auch gleich noch mit uns getauscht haben. Jetzt haben wir anstelle des dänischen Romans ein schwedisches Hörbuch der selben Autorin.
Mal sehen, vielleicht machen wir in Norwegen ja aus dem schwedischen Hörbuch eine norwegische DVD einer Anne Holt-Verfilmung?
Damit haben wir aber alle Aufgaben für heute erfüllt gehabt. Wer weiß welche Figur wir nachgestellt haben?
Tagesziel heute war eigentlich Stockholm, der allgemeine Tenor der anderen Teams die wir unterwegs getroffen haben war aber eher: “Das ist so ein Umweg, wir schauen lieber, dass wir ein bisschen Strecke gutmachen für die morgige Etappe” – und da fing der Streit im Team Spitfire an. Durch unseren entspannten Vormittag und den unnötigen Ausflug nach Vimmerby waren wir um 19 Uhr noch nicht mal bei Norrköping und damit noch mindestens 2 – 2,5 Stunden von Stockholm entfernt. Krisenbesprechung auf einem Supermarktparkplatz. Große Diskussionen zwischen Gruppenchef und Navigatorin. Ersterer war der Meinung wir müssten UNBEDINGT nach Stockholm fahren und wenn wir erst um 22 Uhr dort ankommen und nur eine Stunde bleiben. Belinda beharrte hingegen auf der Meinung, dass sich das nicht lohnt, nur stressig ist und wir lieber auf einem idyllischen Campingplatz an einem See westlich von Stockholm unser Lager aufschlagen sollten: schneller zu erreichen, ausreichend Schlaf und verkehrstechnisch günstiger gelegen für die morgige, extrem lange Etappe morgen. Nach fast einer Stunde Diskussion war es nun wirklich zu spät für Stockholm und die Teamstimmung auf dem vorläufigen Tiefpunkt. Die Anfahrt auf dem Campingplatz hat Robert allerdings wieder etwas entschädigt – SO hatte er sich die Rallye vorgestellt! Kurvige kleine
Straßen mit gutem Fahrbahnbelag, hindurch durch Wald und kleine Orte – hinein in ein Naturschutzgebiet direkt an einem großen See. Unser Platz mit Blick auf dem See und Angeln erlaubt – Rob wieder glücklich.
Bis zur nächsten Katastrophe. Schnell was gegessen, Angel vorbereitet, das erste Mal auswerfen mit der brandneuen Angelrute – “knack” – Angel in zwei Teile gebrochen. Jeder der Rob kennt, weiß was das für ein Drama ist. Sind dann bald ins Bett – das war nun wirklich nicht unser Tag gewesen…