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Rallye Tag 4

Der Tag begann heute fantastisch: Während andere Teams in aller Hetze und Frühe ihre sieben Sachen packten und aufbrachen machten wir zwar etwas ruhiger, waren aufgrund neu überlegtem Arbeits- und Packsystem aber dennoch schneller als an allen Tagen zuvor. Zur Belohnung gönnten wir uns gemeinsam mit dem Team “Und Tschüss” ein ausgiebiges Rührei Frühstück mit kräftig Speck in der beheizten Gemeinschaftsküche des Zeltplatzes.

Direkt danach brachen wir gemeinsam auf von Umea nach Skelleftea, wo wir für das große Grillen auf den Lofoten morgen und die heutige Tagesaufgabe einkaufen wollten. Dazu gleich mehr. Auf dem Weg dorthin tauschten Jan von Und Tschüss und Belinda mal Team Spitfire TauschFahrzeuge: Jan fuhr die Etappe im Porsche mit, sichtlich erfreut, auch wenn der – geschätzte – 1,90 Mann sich schon ganz schön in den kleinen Flitzer hineinfalten musste. Belinda hingegen konnte ganz bequem im großen Voyager Van Jans Platz einnehmen. Das gab ganz schön glückliche Gesichter auf beiden Seiten beim Aussteigen ;)

DSC_0537Die heutige Tagesaufgabe hatte es in sich: Kaufe eine Büchse Surströmming und transportiere sie offen! über 200km. Surströmming ist eine Schwedische “Delikatesse” – auch wenn ausnahmslos alle Schweden, die uns beim Kauf oder schon der Frage danach sahen angewidert die Nase rümpften oder in Lachen ausbrachen – die im Grunde einfach DSC_0539verrotteter und in eigenem Saft vergorener Fisch ist.
Bereits auf dem Supermarktparkplatz begegneten wir zwei anderen Teams, die sich ebenfalls der Aufgabe stellten und den Fisch bereits besorgt und geöffnet hatten: Einer hing kotzend in den Büschen, der andere meinte mit grünlichem Teint um die Nase:

“Ich habe mir eigentlich vorgenommen, in jedem Land mindestens eine landestypische Spezialität zu essen und dabei schon einiges Widerliches geschluckt, aber diesen Fisch esse ich definitiv nie mehr wieder. Der toppt alles.”

Belustigt, aber auch besorgt schlenderten wir also hinein in den Supermarkt um frisches Obst und Gemüse, Grillfleisch und sonst das nötigste zum Überleben einkauften – und eben den besagten vergorenen Fisch. Noch im Supermarkt sind wir dem Team von ACME Racing über den Weg gelaufen, so dass sich die Truppe der ersten Übernachtung zufälligerweise wieder zusammengefunden hatte. Geteiltes Leid ist halbes Leid und ein verseuchter Dosenöffner ist besser als zwei, also haben wir uns auch bei der Tagesaufgabe verbündet. Die erste Dose öffnete Jan, bis auf den wirklich widerlichen Gestank den man sich als eine Mischung aus Verwesungs- und Fäkaliengestank vorstellen muss, gab es keine großen Dramen. Die zweite Dose von ACME Racing verspritzte einen Teil seines Inhalts jedoch in hohem Bogen – da halfen auch Nikos Latexhandschuhe nichts mehr. Klamotten, Gesicht, alles voll mit der stinkenden Brühe. Es wurden feuchte Kosmetiktücher noch zusätzlich mit billigem Rum getränkt um den armen Mann abzuwischen – zwecklos. Aber Tagesaufgabe ist Tagesaufgabe – also Dose ganz öffnen und auf das Armaturenbrett stellen um den Beweis der 200 gefahrenen Kilometern mit geöffneter Dose dokumentieren zu können. Da unser Kilometerzähler leider überhaupt nicht funktioniert konnten wir die Aufgabe so nicht erfüllen, aber ich denke was nach den 200 km kam entschädigt dafür, so dass wir die Aufgabe trotzdem als bestanden ansehen können. Da die Dosen auf gar keinen Fall im Wagen selbst transportiert werden können, wenn man das Auto nicht direkt im Anschluss verschrotten möchte, wurden kreative Befestigungen an Kofferraumdeckeln und Dachgepäckträgern gefunden die dicke Plastikfolien und viel Gewebeklebeband beinhalteten.

Sweden Team SpitfireUnsere heutige Strecke führte uns immer weiter nach Norden, der Fährhafen in Bodo/Norwegen war das Ziel um morgens um 4:30 Uhr die Fähre auf die Lofoten zu erwischen. Gehalten wurde nur für einen schwedischen Burger (es gibt hier an jeder Ecke Burgerrestarurants, große Ketten wie kleinere Läden) und W-Lan im COOP und dann eben um erneut ein Beweisfoto der geöffneten Fischdose zu machen. Das fand auf einer kleinen Parkbucht mitten im Wald statt. Nachdem es ja schade ist Essen wegzuwerfen wollte Robert, wie er eben so ist, den DSC_0587Stinkefisch noch probieren. Als endlich eine Gabel gefunden war biss er herzhaft ab, während ihn 6 angewiderte Gesichter anblickten. Er kaute, schluckte und meinte: “So schlecht ist das gar nicht, mit ein paar Kartoffeln und Zwiebeln ist das sicher sehr lecker. Ein bisschen salzig und schleimig, aber wenn man den Geruch ausblendet schmeckt es durchaus”. So wirklich konnte das keiner glauben. Die meisten hatten schon Schwierigkeiten damit nicht schon nur durch den Geruch zu würgen. Dennoch fanden sich in Miriam und Niko zwei mutige, die ebenfalls ein kleines Stück probierten und auch schluckten – die Gesichter dabei sprachen aber Bände. Robert war der einzige der den Fisch auch nur annähernd genießbar fand und deswegen auch gleich noch ein ganzes Filet verdrückte… Ich denke auch ohne funktionierende Kilometeranzeige ist das wohl Erfüllung genug!

DSC_0656Die Landschaft veränderte sich bei der heutigen Fahrt deutlicher als an den Tagen zuvor. Die Bäume wurden niedriger, die Wälder lichter und es gab kaum noch Ortschaften. Selbst die größeren Orte wurden von nicht mehr als wenigen hundert Einwohnern bewohnt. Es wurde einsam im hohen Norden und wir waren froh über die lustige Gesellschaft der DSC_0680anderen beiden Teams. Letzter Tankstopp vor der Grenze: Polarkreis, welche drei in der Runde für einen sehr dringenden Gang nutzten – eben die drei, die den Surstömming probiert hatten – ich denke mehr muss man zu dieser schwedischen Delikatesse nicht sagen…

20140617_234119“Übernachtet” wurde an der Straße auf einem Schotterplatz, der sowohl eine Feuerstelle als auch einen See bereithielt. Die mögliche Lagerfeuerromantik wurde allerdings von den Temperaturen um die 7°C und einem sehr starken, eiskaltem Wind gestört, so dass wir dann alle 1-2 unbequeme und kalte Stunden im Auto “geschlafen” haben bevor wir um 1:30 Uhr wieder aufgebrochen sind um die norwegische Grenze zu überqueren und die Fähre zu erwischen…