Rallye Tag 8

DSC_0142Die Nacht war die schlimmste die wir bis jetzt auf dem Trip hatten und hoffentlich auch haben werden. Unser Zelt wurde ohne Unterbrechung von Wind und Regen gebeutelt, die Sturmböen waren so heftig, dass wir am nächsten Morgen die Heringe suchen mussten, die es mit so viel Wucht aus der steinigen Erde gezogen hatte, dass sie locker 30 cm von dem Ort DSC_0137entfernt lagen an dem wir sie ursprünglich in den Boden geschlagen hatten. Dabei hat es uns noch gut erwischt – in Miriams Zelt hat es hereingeregnet, sie ist mitten in der Nacht in einer eiskalten, zentimetertiefen Pfütze aufgewacht. Gut, dass sich Belinda bei dem Zelt durchgesetzt hat und wir das doppelwandige 3-Minutenzelt dabei haben und kein billiges Wurfzelt…

Auch beim Aufstehen war das Wetter noch nicht besser. Mit vor Kälte schmerzenden Händen haben wir in Rekordzeit in die Regenumhänge gehüllt unser Zelt abgebaut und im Wagen verstaut. Zum Frühstücken musste es ein Eiweißriegel tun Das Zeug wird einem zwar immer größer im Mund, aber es liefert Energie… Wir alle hatten es eilig wieder in den Süden zu kommen, weg von dem Schnee, dem Sturm und der kargen Langschaft. Unterwegs haben DSC_0145wir noch einmal unser Glück beim Tauschen versucht, Norwegen hatten wir ja noch nicht. Wir haben uns also ein Haus gesucht und so lange in der Einfahrt gewartet bis jemand kam . aussteigen wollten wir wegen dem Wachhund erstmal nicht. Der Herr (ca. Mitte 60) war total freundlich und interessiert was wir denn so tun und hat uns bei der Gelegenheit auch erzählt, dass es Wetter hier nicht immer so ist. Vor knapp zwei Wochen hätten sie noch 25°C gehabt. Dieses Jahr war die kälteste Midsommernacht seit 50 Jahren – na super, haben wir ja toll erwischt. :-( Tauschen wollte er nicht, weil er meinte er hat alles, aber er würde schauen ob er nicht was hat was er uns einfach so mitgeben kann. Er kam dann wieder mit von seiner Frau handgefilzten Babyschuhen aus weißer Merinowolle mit blauem Schleichen. Die möchte er uns gerne schenken, wir sollen sie aber nicht weitertauschen sondern für unsere Zukunft aufheben. Toll was für nette Menschen man trifft – das werden wir auf jeden Fall tun!

Die weitere Fahrt war sehr entspannt. Wir waren seit langem mal wieder alleine unterwegs, da die ACMEs vorgefahren waren um in Ivalo eine ehemalige Kommilitonin von Tjark zu treffen bei der wir DSC_0147auch übernachten können sollten und Team Und Tschüss ja etwas hinten dran waren, da sie am Nordkap selbst übernachtet hatten. Faszinierend ist wirklich wie schnell sich hier die Landschaften verändern. In Finnland angekommen hat sich sogar mal kurz die Sonne blicken lassen und die riesigen Wälder und vielen Seen beleuchtet – Postkartenanblicke. Da störte es uns dann auch kaum mehr, dass sich mitten während der Fahrt der Tacho DSC_0161verabschiedet hat – wahrscheinlich Welle gebrochen. Naja. Vielleicht kann man das morgen richten. Getroffen haben wir dann wieder alle anderen bei Tjarks Freundin und haben die ländliche Idylle gleich mal genutzt um unser nasses Zelt wieder auszupacken, aufzubauen und auf der Wiese zu trocknen, unser Geschirr und unsere Haare im See hinter dem Haus zu waschen, und mal den ganzen Wagen aus und wieder vernünftig einzupacken. Nach dem Dauerregen und der Kälte der letzten Tage bei der wir immer nur schnell alles reingeworfen hatten war das dringend nötig. Die Krönung dieses Tages sollte die Sauna sein bei der es im Vorfeld hieß, dass wir sie mitbenutzen dürfen.

Das wurde uns aber leider von den scheinbar sehr ängstlichen und wenig gastfreundlichen Finnen verhagelt. Innerhalb kürzester Zeit gab es wohl Beschwerden von den Nachbarn, dass sie nicht wollen, DSC_0167dass Fremde auf dem Grundstück zelten, schließlich würden wir dann ja sicher nachts in ihre Häuser einsteigen und sie ausrauben oder schlimmeres. Im Endeffekt blieb uns dann leider nichts anderes übrig als alle unsere Sachen wieder einzupacken und auf einen Campingplatz in der Nähe zu fahren – leider ohne Sauna. Dafür aber mit sonst fast allem erdenklichem Luxus: beheizte Toiletten mit Klopapier, Duschen, einer Küche, einem Waschraum und für 15 € pro Person sogar eine winzige Hütte DSC_0169mit zwei Pritschen nur für uns alleine! Auch wenn die Stimmung in unserer Gruppe zwischenzeitlich ein bisschen unten war – kein Wunder nach den Anstrengungen und kurzen Nächten der letzten Tage – änderte sich das beim gemeinsamen Grillen ganz schnell wieder. Saßen dann bis drei Uhr nachts zusammen, haben geratscht, geschlemmt und auf alles mögliche mit einem Liter Bärenjäger angestoßen – ein wundervoller Abend mit ganz tollen, sehr unterschiedlichen Menschen die alle eines verbindet: die Lust auf Abenteuer! Und daran, dass es nicht dunkel wird haben wir uns völlig gewöhnt. Es ist einfach großartig, das entspannt alles so ungemein. Man hat keinen Zeitdruck mehr, es ist egal wann man irgendwo ankommt – es ist immer noch hell genug um das Zelt aufzubauen oder was zu kochen. Kein lästiges hantieren mit Taschenlampen u.ä. – ich finde das sollten wir in Deutschland auch einführen. ;-)