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924 daheim angekommen

Harte Trennung

Sie wurde es also. Und eines sei an dieser Stelle jedenfalls erwähnt: Marco, der bisherige Besitzer verabschiedete sich mit so viel Wehmut, als ob er tatsächlich seine Frau hätte abgeben müssen.

Heute? Nein, heute geht nicht.

Aber von Anfang an. Nachdem wir uns also entschlossen hatten, dass dieser und kein anderer 924er es werden sollte riefen wir Marco an – und erreichten ihn nicht. Dann erreichten wir ihn endlich, ein Termin wurde vereinbart, Robert wurde krank, also wieder kein Autokauf. Dann erreichten wir Marco wieder nicht. Und wieder. Und wieder. Allmählich kam die Angst auf, er habe es sich anders überlegt und man müsse mit der Suche von vorne beginnen. Aber dann endlich der erlösende Anruf – endlich. Man traf sich alsbald in Marcos Tiefgarage um den Wagen ein letztes Mal zu inspizieren – und zu kaufen.

“Wollt ihr sie etwa gleich mitnehmen?”

“Na klar” – wozu sonst traf man sich noch einmal zum Verhandeln? Na das ginge aber nicht. Er müsse sich erst von dem Auto verabschieden und – zugegebenermaßen – erst seinen ganzen Kram (wir sprechen hier von 15 Jahre alten Turnschuhen, kaputten Vorhängeschlössern, alten T-Shirts und dergleichen) aus dem Auto räumen. Man könne also heute verhandeln – aber verkaufen werde er heute nicht. Ächz. Aber gut. Sei’s drum. Fleißig verhandelt, fairen Preis ausgemacht. Und doch mit leeren Händen und ohne Unterschrift wieder heim gefahren.

Der Puls steigt

Zwei Tage später war es soweit. Nach der Arbeit bei eisigem Wind machte sich Robert auf den Weg zu Marcos Tiefgarage. Marco bat ihn noch kurz in sein Büro zu kommen.

“Wenn Du den nimmst, dann kann ich Dir nicht mehr helfen. Ich nehme sie nicht zurück, du musst dann selbst auf sie aufpassen.”

Robert reagierte mit Skepsis. Eine so eindringliche Warnung vor etwaigen Macken war untypisch – und verhieß in der Regel nichts Gutes. Doch diesmal steckte etwas anderes dahinter. Nachdem versichert wurde, dass man den Wagen pfleglich behandelt und Marco keine weiteren Probleme hätte ging es endlich hinunter. Die beiden stiegen ein, Robert startete (problemlos!) den Motor und ab ging die Fahrt Richtung heimischer Garage/Werkstatt. Währenddessen erzählte Marco aus seinem Leben – und langsam wurde Rob klar, warum Marco ihn so eindringlich gewarnt hatte: Nicht weil er etwas verschweigen wollte, sondern weil er dieses Auto wirklich liebte!

Marco erzählte, es war sein zweites Auto überhaupt, er habe es in den Niederlanden gekauft und sei durch ganz Europa damit gefahren. Er war überall und es hat ihn nie im Stich gelassen. Er lernte darin seine Frau kennen, fuhr mit ihr in Urlaub, Hochzeitsreise, fuhr seine Kinder damit spazieren. Dieses Auto hatte ihn die letzten 25 und damit die prägnantesten Jahre seines Lebens begleitet und es fiel ihm sichtlich schwer sich zu trennen.

Endlich in der Garage angekommen stiegen beide aus. Marco strich dem Wagen nochmal über die Haube und seufzte unüberhörbar.

“Machs gut. Dir wird es hier sicher gutgehen.”

Wahre Männerliebe eben.

 

Porsche 924 BremszylinderP.S.: Auch dem Wagen war die Trennung nicht ganz geheuer. Als wir nach der Unterschrift des Kaufvertrags und Verabschiedung von Marco noch einmal in die Garage gingen hatte “sie” sich wohl aus Aufregung “vollgemacht”: Unter dem Hinterrad war eine große Lache Bremsflüssigkeit. Geplatzter Bremszylinder. Na fängt ja gut an.